30.08.2022 · Arbeitnehmer · smart leben ·
Lesezeit: 3 Min.

Gesetzlich oder privat – welche Krankenversicherung lohnt sich?

Klar, zurzeit versuchen wir alle zu sparen, wo es nur geht. Und da regen Nachrichten wie diese zum Nachdenken an: Ab 2023 erhöhen die gesetzlichen Krankenkassen die Beiträge. Lohnt sich da eventuell der Wechsel zu einer privaten Krankenversicherung? Bekanntlich hat man da ja einige Vorteile. Privat versicherte Menschen bekommen oft schneller einen Termin in der Praxis und können auf eine bessere, innovativere Behandlung hoffen. Aber Achtung, ein Wechsel von der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) zur privaten Krankenversicherung (PKV) sollte gut überlegt sein. Denn diese Entscheidung kann eventuell nicht rückgängig gemacht und somit teuer werden. Das sollten Sie also wissen:

Wie unterscheiden sich die Beiträge bei gesetzlichen und privaten Versicherungen?

Generell sind etwa 57 Millionen Menschen in Deutschland gesetzlich krankenversichert. Das ist nicht verwunderlich, schließlich ist die Krankenversicherung in Deutschland eine Pflichtversicherung. Dabei müssen alle Versicherten einen Beitrag von aktuell 14,6 % des Bruttolohns zahlen – oder der beitragspflichtigen Einnahmen (Siehe unser Brutto Netto Rechner). Übrigens, die Hälfte der Beitragszahlungen übernimmt der oder die Arbeitgebende.

Der aktuelle Beitragssatz gilt schon seit 2015. Dazu kommt noch der Zusatzbeitrag, der von Kasse zu Kasse variiert und sich im einstelligen Prozentbereich bewegt. Auch der Zusatzbeitrag orientiert sich am Gehalt. Der tatsächlich zu zahlende Beitrag richtet sich also hauptsächlich nach dem jeweiligen Einkommen. Und hier liegt auch schon der größte Unterschied zwischen den beiden Angeboten. Denn eine private Krankenversicherung funktioniert so: Der Leistungsbedarf wird verrechnet mit dem gewählten Tarif, dem Alter und der Personengruppe. Daraus ergeben sich dann die Beitragszahlungen. Das heißt beispielsweise, dass junge Versicherte weniger zahlen als ältere.

Beitragserhöhungen ab 2023

Tja, leider werden nicht nur Energie und Lebensmittel teurer – auch die Gesundheitskosten steigen schon seit Jahren weiter an. Dadurch haben besonders gesetzliche Krankenkassen ein Minus gemacht. Und das liegt jetzt bei einer Rekordsumme von 17 Milliarden €. Das ist ein Loch im Geldbeutel, das sich gar nicht so einfach stopfen lässt. Deshalb hat das Bundeskabinett nun ein Finanzpaket beschlossen, das helfen soll. Ein wichtiger Teil des Plans: Ab 2023 werden alle Zusatzbeiträge um 0,3 % angehoben. Bei den gesetzlichen Krankenkassen liegen die kostengünstigsten Zusatzbeiträge gerade bei etwa 0,25 %, die teuersten bei 2,5 % – durchschnittlich also 1,3 %.

Ein Rechenbeispiel: Ein Single, ohne Kinder, mit einem Bruttoeinkommen von 3.000 € musste bisher ca. 238,50 € im Monat zahlen. Nach der Beitragserhöhung liegt die monatliche Belastung für das gleiche Einkommen bei 243,00 €. Das sind also 54 € mehr im Jahr.

Wann lohnt sich der Wechsel zu einer privaten Krankenversicherung?

Wer jetzt denkt: Na gut, dann versichere ich mich eben privat – der ist damit nicht allein. Aber Moment, ganz so schnell sollten Sie diese wichtige Entscheidung nicht treffen. Denn so verlockend die besseren Leistungen der PKV auch sein mögen, so teuer können die auch werden. Generell ist der Einstieg in eine private Krankenkasse ab einem Jahresgehalt von rund 60.000 € möglich. Dabei können die Beiträge von privaten Krankenversicherungen zwischen 400 € und 750 € schwanken. Außerdem braucht jede Person einen eigenen Vertrag – also auch Kinder. Denn Familienversicherungen wie bei der GKV gibt es nicht.

Beim Behandeln von Privatversicherten darf nach amtlicher Gebührenordnung abgerechnet werden. Dagegen steht bei Kassenpatienten oft die Wirtschaftlichkeit im Vordergrund. Auch deshalb sehen medizinische Praxen lieber PKV-Mitglieder. Und natürlich profitieren die Versicherten selbst davon. Allerdings zahlen Privatpatientinnen und -patienten auch selbst die Arztrechnung und bekommen das Geld dann von der Versicherung zurück. Sofern die Leistung im Tarif enthalten ist. Gerade im Alter kann das immer teurer werden. Und wer dann doch lieber wieder in die Gesetzliche zurückwill, muss sich sputen – das ist meist nur bis zum 55. Lebensjahr möglich, dann gibt es kein Rückkehrrecht mehr.

Krankenkassenbeiträge von der Steuer absetzen

Wie oben schon geschrieben handelt es sich bei der Krankenversicherung in Deutschland um eine Pflichtversicherung – und die Beiträge sind deshalb auch von der Steuer absetzbar. Und zwar sowohl für die gesetzliche Krankenversicherung als auch die private Versicherung. Hier allerdings nur der Basis-Tarif – also ohne Chefarztbehandlung oder Ähnliches. Übrigens: Das gilt auch für eine Haftpflichtversicherung und eine Unfallversicherung. Dabei gelten die Beiträge als Sonderausgaben und dürfen in der Einkommenssteuererklärung angegeben werden.

Was bedeutet das konkret für mich?

Jeder muss selbst entscheiden, welche Versicherung am besten passt, ganz klar. Allerdings sollte man sich vorher gut informieren und die Entscheidung abwägen. Eine Beitragserhöhung allein sollte dabei nicht der Auslöser sein. Denn auch private Krankenversicherungen erhöhen regelmäßig die Beitragszahlungen. Eine gute Alternative, um Geld zu sparen, sind auch Bonus- oder Punkteprogramme. Die werden von vielen Kassen angeboten. Zum Beispiel für Vorsorgeleistungen. Denn gesunde Versicherte kosten die Krankenkassen weniger Geld.


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