Motivationstheorien: Warum wir tun, was wir tun

So, ihr Leseratten! Ich hatte ja versprochen, nach meiner kleinen Einführung hier noch einmal ausführlicher Kurs auf das Thema Motivation zu nehmen. Natürlich gibt es viele Seiten, an die man da andocken kann, und einige weitere kommen auch noch auf euch zu – heute jedoch soll es um die Frage gehen, warum wir eigentlich im Alltag und besonders bei der Arbeit so handeln, wie wir es eben tun. Was treibt uns zu bestimmten Taten und Leistungen an und wie kann man sich dieser Frage eigentlich nähern? Die Antworten darauf sind nicht nur für uns, sondern vor allem auch für Arbeitgeber, auf Manager-Ebene und in verschiedensten wissenschaftlichen Disziplinen relevant, so zum Beispiel in der Psychologie, der Erforschung sozialer Beziehungen oder des Verhaltens von Konsumenten. Klingt doch spannend, oder? Ein paar Antworten möchte ich euch nun also liefern.
Ein alter Hut!
Man könnte meinen, Motivationstheorien seien ein neuzeitliches Phänomen – ausgedacht von Eltern, deren Kinder weder die Hausaufgaben erledigen noch ihr Zimmer aufräumen wollen, oder Managern und Geschäftsführern, die sich von ihren Mitarbeitern bestmögliche Ergebnisse erhoffen. Doch die Frage danach, wieso und unter welchen Voraussetzungen Menschen bestimmte Leistungen bringen, hat in Wahrheit einen ganz schön langen Bart. Schon die alten Griechen setzten sich nämlich intensiv mit diesem Thema auseinander und erkannten das Streben nach Vergnügen und Lust als Hauptmotiv jeder menschlichen Handlung. Diese hedonistische Idee liegt auch den Schriften des antiken Philosophen Platon zugrunde. In „Politeia“ und „Philebos“ entwickelte der Schüler Sokrates‘ bereits rund 400 Jahre vor Christus verschiedene Ansätze, die sich als besonders wichtig für spätere philosophische Anknüpfungen herausstellen sollten. So gliederte er zum Beispiel die subjektiven Motivationsanreize der Menschen in die folgenden drei hierarchischen Stufen:
- Appetit: Das instinktive Verlangen nach Befriedigung grundlegender Bedürfnisse wie Essen, Trinken oder Sex
- Sinn: Der Wunsch nach dem Erhalt der eigenen Existenz und derjenigen aller Menschen, die einem wichtig sind
- Verstand: Das geistige Streben nach Wahrheit und Vernunft und damit auch der Wille, das Richtige zu tun
Damit hatten die Griechen natürlich ordentlich vorgelegt, sodass es erst ab dem 18. Jahrhundert zu dokumentierten Weiterentwicklungen kam. So richtig nahm die Motivationsforschung aber dann Fahrt auf, als die Psychologie offiziell zu einer wissenschaftlichen Disziplin wurde. Auf die Vorstellung des Utilitarismus (Man handelt so, dass es einem selbst und anderen einen größtmöglichen Nutzen bringt) folgte die Hochphase Sigmund Freuds, der um 1900 ausnahmslos jedes Verhalten auf die Triebe der menschlichen Libido zurückführte. Dank seiner wegweisenden Überlegungen gilt der Österreicher bis heute unbestritten als Begründer und größte Gallionsfigur der Psychoanalyse.
Etwa in der Mitte des 20. Jahrhunderts bezogen einige Fachkollegen dann einen anderen Aspekt in ihre Untersuchungen mit ein: Das erlernte Verhalten und die Beeinflussung durch das individuelle Umfeld nämlich. Klar, denn wer beispielsweise für eine Handlung ein paar Mal bestraft oder gelobt wird, passt sich aller Wahrscheinlichkeit nach zukünftig daran an – so die Idee des Behaviorismus. Er schöpft seine Motivation also genauso aus dem Lerneffekt, wie der Hund im bekannten Experiment des russischen Forschers Iwan Petrowitsch Pawlow, der durch dieses Prinzip konditioniert wurde.
Und was bedeutet das im Hier und Jetzt?
So, und nun mal wieder ab in die Gegenwart: Ausgehend von der Vorarbeit in den tausenden Jahren zuvor lässt sich die Motivationsforschung bis heute in zwei grundlegende Bereiche einteilen – den inhalts- und den prozesstheoretischen. Die Vertreter der Inhaltstheorien, allen voran Abraham Maslow oder auch Frederick Herzberg mit seiner Zwei-Faktoren-Theorie, befassen sich mit der Klassifizierung menschlicher Bedürfnisse. Prozesstheoretiker wie Porter und Lawler hingegen beschäftigen sich mit dem Vorgang, der zwischen Motiv und Handeln im menschlichen Körper und Geist abläuft. Hierbei spielen wiederum Erfahrungen eine bedeutende Rolle, also: Hab ich mich in einer derartigen Situation schon einmal so verhalten und wohin hat das geführt? Auch danach ist also der persönliche Antrieb davon abhängig, wie groß die zu erwartende Belohnung ausfällt.
Die Top-Motivationen im Job
Nun wollen wir das nochmal auf unser tägliches Arbeitsleben übertragen, denn natürlich machen sich die klugen Köpfe in den Führungsriegen der Unternehmen zwangsläufig Gedanken darüber, wie sie die Motivation ihrer Mitarbeiter fördern können. Inhaltstheoretisch müssen sie also herausfinden, welche Faktoren ihre Angestellten als besonderen Anreiz wahrnehmen. Um beispielsweise pünktlich zu erscheinen, selbst unter Druck nicht einzuknicken und sich stattdessen mit voller Kraft voraus und klaren Zielen durch die täglichen Aufgaben zu manövrieren. Während noch vor einigen Jahren das Gehalt das überzeugendste Argument für die Annahme und pflichtbewusste Ausführung eines Jobs darstellte, spielen von Mitarbeiterseite heute eher flexible Arbeitszeiten, die Anzahl der Urlaubstage, unternehmensinterne Wohlfühlangebote und eigentlich sämtliche Faktoren eine Rolle, die eine gesunde Work-Life-Balance ermöglichen. So zumindest die allgemein vorherrschende Annahme.
Doch auch wenn sich die Prioritäten hier ein wenig verschoben haben: Nach einer aktuellen Umfrage, veröffentlicht auf dem Statistik-Portal Statista, ist das Geld für 72% der Deutschen noch immer das mit Abstand wichtigste Motiv, um sich täglich zur Arbeit zu begeben. Gerade einmal 11% der Befragten gaben an, sich im Job hauptsächlich selbst verwirklichen zu wollen, 7% sehen das Büro vor allem als Kontaktbörse – sie möchten hier mit Menschen in Kontakt kommen. Weitere 5% erhoffen sich über ihre Arbeitsleistung vor allem Bestätigung und alle anderen motiviert primär der Gedanke, durch ihre Tätigkeit geistig und körperlich fit zu bleiben. Ein überraschendes Ergebnis, nicht wahr?
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Selbstverständlich ist Geld das größte Motiv einer Arbeit nachzugehen. Aber auch die damit verbundenen, sozialen Kontakte sind für viele Menschen wichtig.