10.03.2017 · smart steuern ·
Lesezeit: 3 Min.

Steuerlatein Teil 4: Die Flat Tax

Im Rahmen unserer kleinen Serie „Steuerlatein“ im Vorfeld der Bundestagswahl erklären wir Begriffe, die wichtig sind. Heute sollten wir das Ganze aber eigentlich umbenennen, denn es geht um einen englischen Begriff, der Einzug in den deutschen Steuerwortschatz gefunden hat. Eigentlich unverständlich, denn Einheitssteuer – und um nichts anderes geht es bei der Flat Tax – ist doch nun kein Wortungetüm. Worum geht es also bei der Flat Tax? Wo liegen Vor- und Nachteile? In welchen Parteien finden sich die Anhänger dieses Steuermodells? Und ganz zum Schluss sagen wir noch, was wir von smartsteuer davon halten.

Steuermodelle und Steuersätze

Wir hatten hier im Blog schon einmal über die verschiedenen Steuersätze in Deutschland geschrieben – und sogar schon die Flat Tax kurz angerissen, ohne sie namentlich zu erwähnen. Im Beitrag ging es am Anfang um das Einheitssteuerland, in dem für jeden Euro ein bestimmter, aber immer gleicher Steuersatz zu zahlen ist. Und genau das bezeichnet die Flat Tax in ihrer reinsten Form. Es ist ein einstufiger Steuertarif. Unser aktuelles Steuermodell hingegen ist ein mehrstufiges Modell, es gibt verschiedene Steuersätze in den einzelnen Tarifzonen.
Was bedeutet die reine Flat Tax in Zahlen, bei einem Steuersatz von 25 Prozent?
Auf 1.000 Euro Jahreseinkommen werden 250 Euro Steuern fällig,
auf 10.000 Euro entsprechend 2.500 Euro Steuern
und mit 100.000 Euro sind es 25.000 Euro Steuern.
Gleiches Recht für alle, könnte man wohlmeinend sagen. Aber man sieht schon hier, dass in den ersten beiden Fällen nach aktuellem Steuerrecht keine oder nur ganz wenig Steuern zu zahlen wären.
Aber, und Sie haben sich vermutlich schon gefragt, was es mit der „reinsten Form“ der Flat Tax auf sich hat, es gibt noch die Variante mit einem Grundfreibetrag. Einen solchen findet man auch im aktuellen Steuermodell: Wessen Einkommen unter dem Existenzminimum von derzeit 8.820 Euro liegt, zahlt keine Steuern.
Bei der Einheitssteuer mit Grundfreibetrag wäre das genauso. Erst ab diesem Wert gäbe es den einheitlichen Steuersatz. Im Beispiel würde das bedeuten:
Bei 1.000 Euro Jahreseinkommen keine Steuer.
Bei 10.000 Euro wäre die Rechnung: 10.000 – 8.820 = 1.180 Euro. Davon 25 Prozent sind 295 Euro Steuern.
Bei 100.000 Euro entsprechend 100.000 – 8.820 = 91.180 Euro. Steuern: 22.795 Euro.

Die Bedeutung und die Folgen der Flat Tax

Ganz klar, ein solcher Steuertarif hört sich auf jeden Fall schon mal verlockend an, weil er so einfach ist. Einher gehen würde damit vermutlich auch ein Abbau aller Steuersubventionen und Ausnahmeregelungen. Es gäbe zudem keine Lohnsteuerklassen mehr, die Steuererklärung dürfte auch einfacher werden. Viele Länder in Osteuropa haben übrigens die Flat Tax, einige mit, andere ohne Grundfreibetrag. Einzig die Slowakei hat sich bisher wieder davon verabschiedet.
Aber, so schön das auch klingt: Ohne Sie mit weiteren Rechenbeispielen zu langweilen, ist eins doch sicher. Liegt der Einheitssteuersatz wirklich im Bereich von 25 Prozent, würden Leute in Deutschland mit geringen und mittleren Einkommen wohl mehr Steuern bezahlen als bisher, Spitzenverdiener dagegen weniger. Der Wert 25 Prozent entstammt übrigens dem Modell des Steuerrechtlers Paul Kirchhof, der 2011 ein ähnliches Modell vorschlug (bis 10.000 Euro steuerfrei, dann 15 beziehungsweise 20 Prozent und ab 20.000 Euro 25 Prozent Einheitssteuer).

Und noch ein rechtlicher Aspekt: Das Bundesverfassungsgericht hatte das aktuelle Prinzip der gleichmäßigen Besteuerung nach Leistungsfähigkeit als rechtens beurteilt und im gleichen Atemzug eine Flat Tax als nicht gerecht bezeichnet.

Wer ist für eine Flat Tax?

Die FDP ist dafür, zumindest ein bisschen. Denn die Partei will eine Vereinfachung des Steuersystems, „möglicherweise bis hin zur Flat Tax“, wie es auf der Webseite der FDP heißt.
Auch die AfD hegte mal gewisse Sympathien. So sprach Parteivorsitzende Frauke Petry noch 2013 davon, dass das Steuerkonzept an das von Paul Kirchhof angelehnt sei. Allerdings fanden sich solche Aussagen im Grundsatzprogramm der Partei aus dem Jahr 2016 nicht mehr.

Unsere Meinung

Im Text war es ja schon zu lesen, die Einheitssteuer (mit Grundfreibetrag) besticht durch ihre Einfachheit. Und einfach ist für uns von smartsteuer natürlich eigentlich immer gut. Doch im Endeffekt kann die Flat Tax kaum gerechter sein als das aktuelle Steuersystem. Eher im Gegenteil. Und wenn wir zwischen Einfachheit und Gerechtigkeit wählen müssen, sagen wir dann doch ganz klar: Gerechtigkeit. 

Geschrieben von:
Björn Waide Niemals hätte Björn während seines Informatik-Studiums gedacht, dass Steuerthemen so spannend sein können. Nun ist er Geschäftsführer der smartsteuer GmbH und völlig begeistert von der Online Steuererklärung. Dabei setzt Björn in Diskussionen immer die Kundenbrille auf.
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