Mehrwertsteuer – 7 oder 19 %?

Das Wichtigste in Kürze
  • Die Mehrwertsteuer in Deutschland beträgt 19 % auf jeden steuerpflichtigen (Netto-)Umsatz.
  • Der ermäßigte Mehrwertsteuersatz beträgt 7 % und gilt für den Grundbedarf (z.B. für Lebensmittel und Bücher)
  • Die Steuersätze sind in Umsatzsteuergesetz in § 12 UStG festgelegt.
  • Die Mehrwertsteuer wurde in Deutschland im Jahr 1968 eingeführt, den ermäßigten Satz gibt es seit 1983.

Wir zahlen sie so gut wie jeden Tag. Fast immer, wenn wir etwas einkaufen, steht auf dem Kassenzettel die Mehrwertsteuer. Mal sind es 7, mal 19 %, in ganz seltenen Fällen wie dem Briefporto gibt es keine Mehrwertsteuer in Deutschland.

Und warum ist das manchmal so unlogisch? Tiernahrung – 7 %, Babynahrung – 19 %. Tee und Kaffee – 7 %, Mineralwasser 19 %. Ganz ehrlich: wir versuchen, der Sache mit der Mehrwertsteuer auf den Grund zu gehen. Aber alles erklären können wir bei diesen Beispielen auch nicht…

Gab es die Mehrwertsteuer schon immer?

Die Mehrwertsteuer gibt es in Deutschland erst seit 1968. Die Gründungsväter der Steuer führten damals auch gleich zwei Steuersätze ein. Den Regelsatz von 10 % und den ermäßigten Steuersatz von 5 %. Diese Werte stiegen über die Jahre immer wieder mal an.

Die jetzigen 19 % haben wir in Deutschland seit dem 1. Januar 2007, die 7 % sogar schon seit dem 1. Juli 1983. Zudem gibt es Umsätze, die von der Umsatzsteuer befreit sind, die Details stehen im Umsatzsteuergesetz in § 4.

Warum gibt es Überhaupt zwei Steuersätze? Die Antwort ist prinzipiell einfach: Es ging darum, dass der Grundbedarf erschwinglich bleiben sollte und keiner, salopp gesagt, wegen der Mehrwertsteuer in den Ruin getrieben wird oder sich nichts mehr zu essen kaufen kann. Doch was gehört zum Grundbedarf, zur Grundversorgung? Daran scheiden sich die Geister – und sie scheiden sich im Laufe der Jahrzehnte immer mehr.

Was läuft prinzipiell unter 7 %?

Grob gesagt, zählen Sport und Kultur dazu. Das bedeutet zum Beispiel die ermäßigte Mehrwertsteuer auf Eintrittskarten ins Stadion, Kino oder Theater. Auch Zeitungen, Zeitschriften und Bücher haben nur 7 %. Hinzu kommt der öffentliche Nahverkehr in einem 50-Kilometer-Radius mit Bussen, Zügen, Straßenbahn und sogar Taxi. Soweit – so gut.

Jetzt kommen die wirklich heiklen Dinge. Denn was gehört zum Grundbedarf bei Lebensmitteln und anderen Konsumgütern? Dazu reichen schon keine einfachen Gesetze mehr, in mehreren Anhängen des Umsatzsteuergesetzes gibt es entsprechende Listen. Wenn Sie mal gar nichts zu tun haben, können Sie zum Beispiel diese Liste mal studieren.

Nun ist es schon so, dass absolute Grundnahrungsmittel tatsächlich dem ermäßigten Steuersatz unterliegen. Brot, Butter und Milch haben 7 %. Doch bei der Milch fängt es schon an, für Sojamilch werden 19 % fällig. Kartoffeln – 7 %, Süßkartoffeln – 19 %. Äpfel – 7 %, Apfelsaft – 19 %. Froschschenkel, Wachteleier, frische Trüffel mögen für den ein oder anderen nach Luxus klingen. Im Mehrwertsteuer-Deutsch aber nicht, denn da sind sie Grundbedarf, 7 %.

Wer nicht gut sehen kann, zahlt bei einer Brille 19 %. Wer schlecht hören kann, zahlt für ein Hörgerät 7 %. Sagen Sie bei Ihrer Bestellung bei Mc Donald’s & Co „Zum Mitnehmen!“, sind im Preis nur 7 % Mehrwertsteuer drin. Bei „Für hier!“ aber 19 %. Als Kunde zahlen Sie natürlich den gleichen Preis…

Die Liste lässt sich nahezu beliebig verlängern. Und wie schon oben angekündigt: Es lässt sich bei Weitem nicht alles ansatzweise logisch erklären.

Lässt sich dieser Dschungel nicht lichten?

Immer wieder kommen von irgendwoher Forderungen, die Mehrwertsteuer zu reformieren. Aber das ist bisher immer im Sande verlaufen. Warum?

Nun, die einfachste Lösung, den ermäßigten Steuersatz einfach abzuschaffen, würde tatsächlich bei Leuten, die wirklich jeden Euro zweimal umdrehen müssen, einen kleinen Krater in der Haushaltskasse reißen.

Bliebe also nur eine gründliche Überarbeitung. Doch dabei dürfte eigentlich nur eines passieren. Es würden noch weitere Ausnahmen dazu kommen, aber recht sicher kaum Ausnahmen vom Regelsatz abgeschafft werden. Denn hinter den Ausnahmen steckt nicht immer Logik, sondern oft Interessen, die mit guter Lobbyarbeit durchgesetzt wurden. So schaffte es die Hotelbranche vor ein paar Jahren, den Satz für die reine Übernachtung, also die Beherbergung, von 19 auf 7 % zu drücken. Naja, das Frühstück hat immer noch 19 %.

Und wie in diesem Beispiel würden sich die Betroffenen natürlich lautstark beschweren, wenn ausgerechnet ihre steuerliche Vergünstigung entfallen sollte.
Für den Staat hieße das: mehr Ausnahmen heißt mehr ermäßigter Steuersatz – und das heißt weniger Steuereinnahmen. Und das findet vermutlich kaum ein Staat gut…

Wie berechnet sich die Mehrwertsteuer?

Nehmen wir die gerade erwähnten Beispiele mal her. Sie kaufen eine Packung Tampons für 4,99 €. Wie viel Mehrwertsteuer steckt da heute (19 %) drin, wie viel im nächsten Jahr (7 %)? Hier greift, wer erinnert sich noch, der legendäre Dreisatz. 4,99 € entspricht aktuell 100+19=119 %. Wie viel sind dann 19 %? Wir rechnen 4,99 € durch 119 mal 19. Macht rund 0,80 €.

Der Nettopreis beträgt bei den Tampons also 4,19 € (4,99-0,80 €). Setzt man hier 7 % Mehrwertsteuer an, muss man einfach nur 4,19 € mal 107 % rechnen, die Tampons kosten dann nur noch rund 4,48 €. Die Senkung des Mehrwertsteuersatzes bringt bei einem solchen Kauf also schon mal 51 Cent! Auf lange Sicht sparen Sie durch diese Mehrwertsteuersenkung mehrere hundert €.

Noch deutlicher wird das bei einer Bahnfahrkarte. Kostet die aktuell zum Beispiel 60 €, sind es (nach den gleichen Rechenschritten wie eben) im Jahr 2020 nur noch 53,95 €, also etwas über 6 € gespart. Generell lautet die Faustregel. Sinkt der Mehrwertsteuersatz von 19 auf 7 %, kostet das Produkt ungefähr 10 % weniger.

Mehr zum Mehrwertsteuer-System erfahren Sie in unserem Video:

Wie viel nimmt Deutschland mit der Mehrwertsteuer ein?

Allein aus der Mehrwertsteuer konnte sich der Staat im Jahr 2021 über rund 188 Milliarden € freuen. 20 Jahre zuvor waren es nur 104 Milliarden €.

In den staatlichen Statistiken steht dann oft auch Umsatz- statt Mehrwertsteuer, aber was es damit auf sich hat, erklären wir weiter unten. Es gibt aber noch eine zweite Steuer vom Umsatz, das ist die Einfuhrumsatzsteuer. Die wird erhoben bei der Einfuhr von Waren aus anderen Ländern und spült auch noch mal knapp 60 Milliarden € in die Staatskasse.

Wie hoch ist der Mehrwertsteuersatz in Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern?

Oft wird ja gesagt, dass in Deutschland die Steuern besonders hoch sind. Zumindest bei der Mehrwertsteuer ist das nicht der Fall, zumindest im Maßstab der EU.

Denn meist liegt der normale Steuersatz bei mehr als 20 %, 27 % in Ungarn, 25 % in Schweden, Dänemark und Kroatien. Weniger haben nur (mit Ausnahme einiger Inseln, die Teil eines Landes sind) Luxemburg mit 17 und Malta mit 18 %. Auch beim ermäßigten Steuersatz liegen wir nicht so schlecht.

Natürlich gibt es weltweit gesehen auch Länder, wo die Mehrwertsteuer im einstelligen Bereich liegt. Die Schweiz und Liechtenstein etwa in Europa, aber auch in den USA liegt die „Tax“ unter 10 %.

Dort gibt es aber ein anderes Phänomen: Die Bundesstaaten bestimmen, wie hoch die Mehrwertsteuer ist. Die Preise in den Läden sind immer ohne Mehrwertsteuer ausgepreist. Wenn Sie also was für 9,99 Dollar sehen, kommt dann an der Kasse immer noch die Tax oben drauf, in New York zur Zeit 8,49 %. In den bevölkerungsreichsten Staaten sind die Sätze 17 und 13 % in China und zwischen 28 und 5 % in Indien.

Gibt es einen Unterschied zwischen der Mehrwertsteuer und der Umsatzsteuer?

Wir hatten es schon erwähnt, es gibt ja neben der Mehrwertsteuer auch noch die Umsatzsteuer. Um es kurz zu machen: Meist wird die Umsatzsteuer nur umgangssprachlich Mehrwertsteuer genannt. Die Mehrwertsteuer steht quasi am Ende einer Produktionskette. Wer also ein Auto kauft, zahlt die Mehrwertsteuer. Doch davor gab es zum Beispiel verschiedene Hersteller, die Teile liefern. Diese stellen die Teile immer mit der Umsatzsteuer in Rechnung. Und das haben die Zulieferer dieser Teilehersteller auch schon gemacht.

Der Clou: Alle Firmen können Ihre eingenommene Umsatzsteuer gegen die ausgegebene Umsatzsteuer (Vorsteuerabzug) gegenrechnen. Die Umsatzsteuer wird also immer erst beim Verkauf tatsächlich fällig.

Vor 1968 war das noch anders. Die Firmen mussten immer 4 % Umsatzsteuer zahlen – und hatten keinen Vorsteuerabzug. Gerade beim Auto gab und gibt es mehrere Schritte und bei jedem waren 4 % fällig. Deshalb gab es erhebliche Konzentrationsprozesse. Ein Hersteller, der alles in Eigenregie machte, zahlte weniger Steuern als einer, der sich auf Zulieferer verlassen musste.

Häufige Fragen

Wann gilt 19% Mehrwertsteuer?

Der Regelsteuersatz in Deutschland beträgt 19 % auf jeden steuerpflichtigen (Netto-)Umsatz.

Wann gilt 7% Mehrwertsteuer?

Der ermäßigte Mehrwertsteuersatz beträgt 7 % und gilt für den Grundbedarf.

Über den Autor:

Mandy Pank

Mandy Pank

Mandy ist im Marketing tätig und immer darauf bedacht steuerliche Themen so einfach wie möglich aufzubereiten. Dabei hilft ihr natürlich auch ihr Hintergrund als Steuerfachangestellte. Sie versetzt sich gerne in die Lage der Kunden, um herauszufinden, wo der Schuh drückt. Doch auch für ihre Kollegen hat sie immer ein offenes Ohr und steht ihnen mit Rat und Tat zur Seite.

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