28.05.2019 · Arbeitnehmer · smart steuern ·
Lesezeit: 2 Min.

Deutschland schon wieder Vize…

… leider wieder im negativen Sinn. Denn bei den Steuern und Abgaben für alleinstehende Durchschnittsverdiener liegen wir unter den Industrieländern (OECD) auf Platz 2 – fast die Hälfte der „Arbeitskosten“ gingen mit 49,5 Prozent im Jahr 2018 dafür drauf.
Wir erklären gleich, warum die Arbeitskosten in Anführungszeichen stehen und was der Unterschied zum Gehalt ist. Zudem erfahren Sie, wie es für Familien in Deutschland aussieht. Und natürlich verraten wir Ihnen auch, welches Land auf dem Spitzenplatz liegt.

Arbeitskosten oder Bruttogehalt?

Fast jeder kennt seine Lohnabrechnung. Da gibt es erst das gut klingende Bruttogehalt. Doch dann gehen Steuern und Sozialbeiträge ab – Krankenkasse, Rente-, Pflege- und Arbeitslosenversicherung. Und schwupps bleibt nicht mehr so viel beim Nettogehalt. Diese Differenz macht aber im Schnitt nicht die oben genannten 49,5 Prozent für alleinstehende Durchschnittsverdiener aus. Denn was wir nicht auf dem Lohnzettel sehen: Auch der Arbeitgeber zahlt anteilig Sozialbeiträge für Sie. Das heißt, der Arbeitgeber hat noch mal höhere Kosten als Ihr Bruttogehalt. Und das sind die Arbeitskosten.
Zusammengefasst: Die Arbeitskosten sind das Bruttogehalt UND die Sozialabgaben, die Ihr Arbeitgeber zahlt.  

36 Länder – große Unterschiede

Wir wollen Sie nicht mehr länger auf die Folter spannen: Der „Gewinner“ bei den alleinstehenden Durchschnittsverdienern ist Belgien. Hier gehen 52,7 Prozent der Arbeitskosten für Steuern und Sozialabgaben drauf. Deutschland behält seinen zweiten Platz, im Vergleich zu 2017 sank die Quote ganz leicht von 49,6 auf 49,5 Prozent.
Im Schnitt sind es in den 36 OECD-Ländern grade mal 36,1 Prozent. Echter Spitzenreiter ist Chile mit unglaublichen 7 Prozent, gefolgt von Neuseeland mit 18,4 Prozent.
Die OECD gibt den Ländern mit hoher Abgabenquote auch einen Tipp mit: Arbeitseinkommen sollte weniger, Einkünfte aus Kapital, Eigentum und Erbschaften dafür stärker besteuert werden.

Große Unterschiede auch in Deutschland

Wenn Sie aufmerksam gelesen haben, war bis jetzt immer „nur“ die Rede von den alleinstehenden Durchschnittsverdienern. Doch wie sieht es etwa bei einer Alleinverdienerfamilie mit zwei Kindern aus? Nun, das ist die gute Nachricht: Hier liegt Deutschland dann immerhin schon auf Platz 9 – mit nur noch 34,4 Prozent! Frankreich (39,4 Prozent) und Italien (39,1 Prozent) führen die Rangliste an. Neuseeland ist der eigentliche Gewinner mit nur 1,9 Prozent, Chile folgt mit wieder 7 Prozent.
Dieser Effekt ist ganz sicher dem Ehegattensplitting geschuldet. Denn wenn wieder beide Ehepartner arbeiten gehen, springt Deutschland (41,7 Prozent) sofort wieder auf Platz 2 hinter Belgien.
Wer das Ganze noch weiter vertiefen will, sollte mal in dieses Dokument schauen (auf Englisch). Alternativ können Sie sich aber auch die private Steuer- und Abgabenlast zu Gemüte führen.

Fazit: Deutschland ist bei der Steuer- und Abgabenlast leider sehr weit vorn. Nur bei Familien mit Kindern, in denen nur ein Elternteil arbeitet, sieht es nicht ganz so schlimm aus. Sarkastisch kann man also feststellen, dass das altbackene und stetig in der Kritik stehende Ehegattensplitting dann doch was bringt. Aber eben nur, wenn nur einer arbeiten geht…  

 

Geschrieben von:
Mandy Pank Mandy ist im Marketing tätig und immer darauf bedacht steuerliche Themen so einfach wie möglich aufzubereiten. Dabei hilft ihr natürlich auch ihr Hintergrund als Steuerfachangestellte. Sie versetzt sich gerne in die Lage der Kunden, um herauszufinden, wo der Schuh drückt. Doch auch für ihre Kollegen hat sie immer ein offenes Ohr und steht ihnen mit Rat und Tat zur Seite.
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Bisherige Kommentare (Selber ein Kommentar hinterlassen)

  • Avatar Dr. Carsten Kettner sagt:

    Seit Jahren fährt die Bundesregierung Rekordeinnahmen über die Steuern ein, das Geld quillt den Regierenden quasi aus den Ohren wieder hinaus, und vor lauter Überfluss gibt es kein anderes Lied als das der Umverteilung anzustimmen. Ein Großteil des Bundeshaushaltes sind Konsumausgaben, der geringste Anteil gehen in die Investition.
    Und am Ende stellt sich der Finanzminister hin und sagt, dass es keine Spielräume für Entlastungen gibt, weil der Staat gierig bis über beide Ohren geworden ist. Lohnt sich unter diesen Umständen noch Leistung?


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