28.07.2020 · Arbeitnehmer · smart steuern ·
Lesezeit: 3 Min.

Mehrwertsteuersenkung – so viel spart Familie Mustermann

Da mal ein paar Cent, dort einen Euro oder mehr. Es mögen meist nur kleine Beträge sein, aber der bekannte Spruch mit dem Kleinvieh, das auch Mist macht, greift auch bei der Mehrwertsteuersenkung für das zweite Halbjahr 2020. Doch von wie viel Geld reden wir eigentlich? Wie viel bleibt bei einer Durchschnittsfamilie im Monat hängen? Wir haben uns mal ein bisschen in die Statistiken eingegraben. Um Ihnen zu sagen, wie viel Familie Mustermann weniger zahlt.

Um es gleich vorweg zu sagen: Die Hoffnung der Politik ist natürlich, dass das eingesparte Geld gleich wieder ausgegeben wird oder am besten noch mehr. Konjunktur ankurbeln heißt das dann. Ob das klappt, soll uns an dieser Stelle aber nicht interessieren. 

Nicht alles hat Mehrwertsteuer

Zu Beginn die Eckdaten zur Erinnerung: Seit dem 1. Juli und noch bis zum 31. Dezember 2020 sinkt die Mehrwertsteuer von 19 auf 16 Prozent beziehungsweise 7 auf 5 Prozent. (Wenn Sie mal Zeit haben und mehr über Sinn und Unsinn der Mehrwertsteuer erfahren wollen, schauen Sie doch mal in diesen Blogartikel rein.)

Ganz klar: Zwar wird auf fast alles in Deutschland Mehrwertsteuer fällig, aber eben nur fast. Denn vor allem die Miete ist ein Ausreißer. Sie ändert sich nicht – und macht doch immer einen beträchtlichen Anteil der Ausgaben im Monat aus. Wir können also nicht einfach sagen, dass man so 2 bis 3 Prozent durch die Mehrwertsteuersenkung spart. 

Unsere Methode

Um rauszukriegen, was eine durchschnittliche Familie einspart, sind wir nicht durch die Läden gezogen und haben gar eine Familie begleitet. Wir stützen uns bei unseren Berechnungen auf die Angaben des Statistischen Bundesamts (Destatis).

Die Zahlenexperten hatten im Juni schon vor Beginn der Mehrwertsteuersenkung ausgerechnet, wie viel sich in verschiedenen Lebensbereichen theoretisch sparen lässt. Es sind insgesamt 1,6 Prozent. Dabei schwankt das von 0,3 Prozent im Bildungswesen bis zu 2,5 Prozent etwa bei Bekleidung und Schuhen:

Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke – 1,9 Prozent
Alkoholische Getränke und Tabakwaren – 2,5 Prozent
Bekleidung und Schuhe – 2,5 Prozent
Wohnen, Wasser, Strom u.a. Brennstoffe – 0,8 Prozent
Möbel, Leuchten, Teppiche, Geräte und anderes Haushaltszubehör – 2,5 Prozent
Gesundheit – 1,2 Prozent
Verkehr – 2,2 Prozent
Post und Telekommunikation – 2,3 Prozent
Freizeit, Unterhaltung und Kultur – 2,3 Prozent
Bildungswesen – 0,3 Prozent
Gaststätten- und Beherbergungsdienstleistungen – 2,0 Prozent
Andere Waren und Dienstleistungen – 1,1 Prozent
insgesamt – 1,6 Prozent

Nur zur Sicherheit: Diese Zahlen sind für den Fall, dass tatsächlich die Mehrwertsteuersenkung 1:1 an die Verbraucher weitergegeben wird. Wir reden also von insgesamt maximal 1,6 Prozent der bisherigen Konsumausgaben die jeder theoretisch einspart. 

Wie viel ist das konkret?

Auch hier bemühen wir die Daten des Statistischen Bundesamts, aufbereitet von Statista in dieser Grafik über die durchschnittlichen monatlichen Konsumausgaben in Deutschland. 

Statistik: Durchschnittliche Höhe der Konsumausgaben je Haushalt* im Monat in Deutschland nach Verwendungszweck im Jahr 2017 | Statista

Diese detaillierten Zahlen sind für das Jahr 2017.
Wer genau hinschaut sieht, dass die Bereiche zwar denen in der Auflistung oben sehr ähnlich sind, es aber auch Unterschiede gibt. So sind in der Grafik Nahrungsmittel, Getränke und Tabakwaren ein „Posten“, in der Auflistung oben sind es zwei „Posten“. Deshalb können wir auch nicht für jeden Bereich die exakten Zahlen wiedergeben. 

Wir wollen aber trotzdem – bevor wir zum „Endresultat“ kommen – wenigstens drei Beispiele nennen:

  • Bei „Wohnen, Energie…“ sind es 0,8 Prozent weniger als die ursprünglichen 897 Euro, was 7,18 Euro entspricht.
  • Bei „Freizeit, Unterhaltung, Kultur“ sind es 2,3 Prozent weniger als ursprünglich 259 Euro, also 5,96 Euro.
  • „Bekleidung und Schuhe“ hat 2,5 Prozent weniger von 110 Euro, also 2,75 Euro.

Insgesamt sind es 1,6 Prozent weniger von 2.517 Euro – also 40,28 Euro. 

Familie Mustermann spart theoretisch rund 40 Euro im Monat dank der Mehrwertsteuersenkung.

Einordnung unserer Rechnung

Unsere Rechnung hat natürlich einige Unbekannte. So haben wir die Konsumausgaben aus dem Jahr 2017 rangezogen. 2019 lagen die Konsumausgaben höher. Allerdings waren die Angaben nicht so detailliert wie 2017.
Wir sprechen immer von „theoretisch“ – denn nicht überall wird die Senkung der Mehrwertsteuer an die Kunden weitergegeben.
Vermutlich haben wegen Corona zudem viele gerade geringere Ausgaben für Freizeit, Unterhaltung und Kultur, weil viele Veranstaltungen nicht oder mit weniger Publikum stattfinden. Dafür soll wohl zum Beispiel mehr für Alkohol ausgegeben worden sein.
Allerdings: Da die Mehrwertsteuersenkung tatsächlich an vielen Stellen weitergegeben wird, sind die 40 Euro von Familie Mustermann schon eine gute erste Orientierung. 

Was bedeutet das konkret für mich?
Mit der Mehrwertsteuersenkung sparen Sie theoretisch 1,6 Prozent bei Ihren Konsumausgaben. Bei einer durchschnittlichen Familie sind das um die 40 Euro im Monat. Nicht vergessen: Das sind Durchschnittswerte. Gerade bei großen Anschaffungen führt die Senkung der Mehrwertsteuer schon mal zu mehreren hundert Euro Ersparnis. Lesen Sie dazu doch noch diesen Blogartikel.


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