29.09.2020 · Arbeitnehmer · smart steuern ·
Lesezeit: 3 Min.

Berliner Clan-Boss: Wegen Steuern in den Knast?

Clan-Chef Arafat Abou-Chaker kennt man in Berlin. Den Rapper Bushido vermutlich sogar in ganz Deutschland. Jetzt treffen sich die beiden ehemaligen „Freunde“ und „Geschäftspartner“ vor Gericht. Bushido als Opfer und Zeuge, Abou-Chaker mitsamt drei seiner Brüder als Angeklagte. Es geht zwar unter anderem um Erpressung, Körperverletzung und Freiheitsberaubung. Doch eine Aussage von Bushido brachte gleich einen neuen Tatvorwurf: Steuerhinterziehung! 

Wie Al Capone

Nein, Abou-Chaker wird hier nicht mit dem US-amerikanischen Gangsterboss Al Capone  gleichgestellt. Aber es könnte zu einer erstaunlichen Parallele kommen. Denn obwohl schwerkriminell, saß Al Capone nur wegen Steuerhinterziehung für mehrere Jahre im Knast (elf waren es im Urteil, abgesessen hat er davon weniger als sieben). Und so etwas könnte jetzt auch Abou-Chaker drohen.
Doch nun wollen wir Ihnen endlich sagen, worum es zwischen Clan-Chef und Rapper genau geht.

Wie beim Paten…

2004 wollte Bushido aus einem unliebsamen Plattenvertrag aussteigen. Dabei „half“ ihm Abou-Chaker. Immerhin nicht so rabiat wie im Filmklassiker „Der Pate“, wo einer der Beteiligten einen abgetrennten Pferdekopf im Bett findet. Erfolgreich war Abou-Chaker aber offensichtlich trotzdem. Seine Unterstützung ließ er sich laut Bushido teuer bezahlen. 30 Prozent von allem wollte Abou-Chaker. Das sei zuerst bar gelaufen, ab 2007 über einen Managervertrag, sagt Bushido. Wechselseitige Generalvollmachten seien ausgestellt worden, das Geschäft brummte.
In den erfolgreichen Zeiten der Zusammenarbeit entstand auch noch der Kinofilm „Zeiten ändern dich“. Bushido spielt dort sich selbst, in die Rolle des Arafat Abou-Chaker schlüpfte Moritz Bleibtreu.

2017 wollte Bushido die Geschäftsbeziehungen zu Abou-Chaker dann aber beenden. Der fand das natürlich nicht prickelnd. Von irrwitzigen „Ablöseforderungen“ ist die Rede. Die Anklage listet Freiheitsberaubung, gefährliche Körperverletzung, Nötigung, Beleidigung, versuchte räuberische Erpressung und Untreue auf. Was sich davon wirklich vor Gericht beweisen lässt, wird man sehen…

Bushido packt aus

Das Berliner Landgericht lässt den Zeugen Bushido ausführlich zu Wort kommen. Und der erklärt nicht nur, wie die Geschäfte entstanden sind und wie zum Beispiel Immobilien gekauft worden. Nein, er sagt auch klipp und klar, dass Abou-Chaker über einen Zeitraum von rund zehn Jahren rund neun Millionen Euro mit ihm (Bushido) verdient habe.

Die Ermittler scheinen auf eine solche Aussage nur gewartet zu haben. Zwar ließen sie Abou-Chaker noch eine kurze Zeit der Trauer, da seine Mutter verstorben war, doch dann schlugen sie zu. Großrazzia mit 300 Polizisten (unter anderem LKA und SEK) sowie Steuerfahndern in mindestens 18 Häusern, Wohnungen und Geschäftsräumen. Es geht dabei um den Verdacht der Steuerhinterziehung, Betrug und Geldwäsche. Dabei sei Vermögen in Höhe von einigen Millionen Euro sowie zahlreiche Unterlagen sichergestellt worden. Zwar ließ sich die Staatsanwaltschaft nicht komplett in die Karten schauen, sie sprach aber von dem Verdacht auf Steuerstraftaten in erheblichem Umfang im Zusammenhang mit Managementleistungen innerhalb der „Rapszene“. Und das dürfte dann wohl exakt die Beschreibung für die neun Millionen Euro sein, die Bushido nach eigenen Angaben an Abou-Chaker gezahlt hat.

Wenn die Unterlagen die Vorwürfe belegen sollten, wird es eng für Abou-Chaker. Dann könnte er wie Al Capone wegen Steuerhinterziehung im Knast landen. Denn falls die neun Millionen nicht versteuert worden sind, dürfte mehr als eine Million Euro an nicht gezahlten Steuern zusammen kommen. Und das heißt zwingend Freiheitsstrafe von mindestens zwei Jahren – und definitiv ohne Bewährung.
Es bleibt also spannend…


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