22.03.2022 · Arbeitnehmer · smart leben ·
Lesezeit: 4 Min.

Reden ist Geld, Schweigen ist schlecht

Es gibt ja sicher einige Themen, über die in der Partnerschaft nicht so gern gesprochen wird. Verflossene Ex-Frauen und Ex-Männer zum Beispiel. Oder die Schwiegereltern. Und dann gibt es noch eine Sache, über das offenbar eine deutliche Mehrheit den Mantel des Schweigens legt: Geld. Das sagt zumindest eine umfangreiche Studie aus den USA. Was da genau drin steht, warum es wichtig ist, auch in der Beziehung über Geld zu reden und wie man es gemeinsam schaffen kann, aus dem Tabuthema ein ganz normales Thema zu machen – das erfahren Sie in diesem Artikel im Blog von smartsteuer.

Scheiden tut weh 

Falls Sie es nicht eh gleich erkannt haben: Die Überschrift ist natürlich eine Anspielung an die Redensart „Reden ist Silber, Schweigen ist Gold.“ Und wenn es natürlich Situationen im Leben gibt, wo es besser ist, sich auf die Zunge zu beißen und nichts zu sagen, stimmt das beim Thema Geld einfach nicht. Tatsächlich steht Geld in den Top-Listen der häufigsten Scheidungsgründe immer ziemlich weit oben. Und ein Grund ist dann eben, dass lange nicht darüber geredet wurde.

Zwei Stühle – keine Meinung 

Wir von smartsteuer geben hier im Blog in der Rubrik smart leben immer wieder Tipps für den richtigen Umgang mit Geld, wie man es kurz- und langfristig sparen kann. Aber wenn ich ehrlich bin, ging es hier oft um sehr individuelle Empfehlungen und Anregungen. Also für eine Person. Was aber ist, wenn die Ehefrau zur Sicherheit gern monatlich was zurücklegen möchte, ihr Partner oder ihre Partnerin allerdings finanziell lieber getreu dem Motto „Nach mir die Sintflut“ lebt und das Geld nahezu unkontrolliert ausgibt? Da ist dann guter Rat teuer. Doch dazu kommen wir gleich. Zuerst nun die wichtigsten Punkte aus der Studie. 

Es wird viel geredet, aber …

… nicht über Geld. So die kurze Zusammenfassung der Studie, die die Finanztherapeutin Megan McCoy von der Kansas State University durchführte. Dazu wurden die Daten von rund 29.000 US-Amerikaner:innen ausgewertet. Rund 80 % der Befragten gaben an, dass sie im vergangenen Jahr mit niemandem über Geld gesprochen haben. Also wirklich keiner Person. Krass, finde ich. Bei den Verheirateten reden über das Thema gerade mal 4 % miteinander, bei noch unverheirateten Paaren sind es dagegen knapp 14 %. Offenbar werden finanzielle Dinge vor der Ehe deutlich ernster genommen. Aber so hoch ist die Quote nun auch wieder nicht. In der Ehe sagten 7 %, dass in der Familie darüber gesprochen wird. Ich nehme mal an, da geht es aber eher um die Kinder – vom Taschengeld bis zu einer Geldanlage für den Start ins Erwachsenenleben.   

Reizthema Geld in der Ehe vermeiden?

Ganz klar nein. Denn so bleiben die Finanzen eben ein ewiges Reizthema. Das im Laufe der Zeit immer größer wird – bis es zum großen Knall kommt. Aber wie können Sie das Problem angehen? Einfach mit der Tür ins Haus fallen? Eher nicht. Megan McCoy gibt in diesem Artikel vier praktische Tipps, wie Geld zum Gesprächsthema wird und dabei nicht sofort der große Streit vorprogrammiert ist. 

  • Träumen: Zu Beginn sollten beide erzählen, was sie mit einem großen Lottogewinn machen würden. So genau wie möglich. Dabei erfährt das Paar, wie der oder die andere beim Thema Geld tickt. Und Streit gibt es da bestimmt auch nicht. 
  • Akzeptanz: Wie oben beschrieben, oft sind Paare beim Geldausgeben höchst verschieden. Wichtig ist hier, zu verstehen, warum das so ist. Also warum zum Beispiel er das Geld eher sparsam ausgibt, sie hingegen nicht. Dabei geht es um das Schmerzempfinden. Sparsame Menschen haben tatsächlich körperliche und geistige Schmerzen, wenn sie viel Geld ausgeben.
  • Herkunft: Meist haben diese Unterschiede ihren Ursprung in der Kindheit. Wessen Familie etwa nie viel Geld hatte, könnte genau aus diesem Grund nahezu geizig sein. Deshalb: Über den finanziellen, familiären Hintergrund sprechen.
  • Hineinversetzen: Es bringt nichts, einfach nur zu kritisieren. Besser ist es, so McCoy, sich in die Rolle der Partnerin oder des Partners zu versetzen. 

Weitere Möglichkeiten für den Alltag 

Zugegeben, diese vier genannten Tipps sind schon sehr psychologisch. Aber sie führen auf jeden Fall zu mehr Verständnis und bieten die Möglichkeit, überhaupt und dann auch noch besser über Finanzen reden zu können. Für die Praxis kommen von mir noch drei weitere Tipps:

  • Führen Sie Buch, will sagen: Dokumentieren Sie Ihre Ausgaben, zum Beispiel in einer App. Hier geht es nicht darum, sich gegenseitig (unnötige) Ausgaben vorzuhalten, sondern überhaupt eine Basis für eine gemeinsame Finanzplanung zu haben.
  • Klare Regeln: Gerade bei sehr unterschiedlichem Einkommen kommt es schnell zu Streit darüber, wer was und wie viel zahlt. Deshalb sollten Sie das klar festlegen – das vermeidet Sprüche wie „Ich zahle ja hier alles.“ Ob 50/50, abhängig vom Einkommen oder „ich zahle die Miete – du Strom, Telefon, Versicherungen und die Supermarkt-Einkäufe teilen wir“, alles ist möglich, sollte nur vorher abgesprochen sein. Das gilt auch für die Konten. Soll es ein gemeinsames Konto sein, oder behält jeder nur sein eigenes?
  • Finanz-Dates: Verabreden Sie regelmäßige Gespräche zum Thema. Vielleicht einmal im Monat, am ersten Dienstag des Monats zum Beispiel – und am besten nicht zu Hause.

Was bedeutet das konkret für mich?
Paare sollten das Thema Geld nicht zu einem Tabuthema werden lassen. Bleiben Sie im Gespräch und ergründen Sie, wie die oder der andere finanziell tickt und warum das so ist.


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