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Kassenbonpflicht – pro und contra

Kassenbonpflicht - pro und contra

Kassenbonpflicht - pro und contra

Wie ein kleines Stück Papier die Menschen in Deutschland beschäftigen kann. Und das alles nur, weil es seit Jahresbeginn die sogenannte Kassenbonpflicht gibt. Doch warum gibt es die überhaupt? Was soll sie bringen – außer jede Menge Papiermüll? Wir haben uns mal umgeschaut, beleuchten dabei, was dafür und was dagegen spricht.

Gegen Schwarzhandel und Steuerbetrug

Kommen wir also gleich zu dem größten Pro: Jeder ahnt es, viele haben es selbst erlebt. In vielen Branchen, vom Restaurant über die Apotheke bis hin zur Bäckerei – um nur einige Beispiele zu nennen – wird oft sehr trickreich versucht, Einnahmen an der Steuer vorbei zu machen. Mal ist es im Restaurant nur eine Zwischenrechnung – die sich dann in der Kasse problemlos wieder ausbuchen lässt, mal wird im Kiosk oder im Eiscafé gar nichts eingebongt in die Kasse…
Die Beispiele lassen sich beliebig fortsetzen. Alle haben eins gemeinsam. Von diesen Einnahmen sieht der Fiskus nichts. Und dass Kleinvieh auch Mist macht, sieht man dann: 10 Milliarden Euro sollen nach Schätzungen dem Staat so Jahr für Jahr durch die Lappen gehen.

Mit den gesetzlich vorgeschriebenen Kassen, die alle Einträge über mehrere Jahre speichern und der Pflicht, einen Bon (oder ein elektronisches Äquivalent, dazu später mehr) auszugeben, dürfte der Steuerbetrug zumindest wesentlich erschwert werden. Und der Untergang des Abendlands ist die Bonpflicht auch nicht. In Italien (dort steht dann auch gern mal die Finanzpolizei für Kontrollen um die Ecke), aber auch in Österreich und Frankreich gibt es diese Pflicht schon länger. Achso, in Italien gibt es sogar die Pflicht, dass der Kunde den Bon mitnehmen muss – und auf Verlangen auch in der Nähe noch zeigen muss. 

Und mehr Geld in der Staatskasse bedeutet auch, dass vielleicht dann doch auch mehr in Sinnvolles für uns alle investiert wird. Hoffen wir mal.

Papierberge und Kosten

Findige Köpfe haben ausgerechnet, dass alle zusätzlichen Kassenzettel 43 Fußballfelder bedecken würden oder aneinander gereiht 2,2 Millionen Kilometer lang wären, was 55 mal um den Äquator reichen würde. Oder mehr als dreimal zum Mond und zurück. 5,7 Millionen Kilogramm Papier zusätzlich seien das. Und dann werden die Bons ja auch noch auf giftigem Thermopapier gedruckt. Hier schon mal Entwarnung: Die Chemikalie Bisphenol A als Beschichtung von Thermopapier ist ab 2020 verboten. Bleiben aber trotzdem jede Menge Papierberge – und zusätzliche Ausgaben für die Händler. 

Viel mehr gibt es dann schon nicht zu meckern über diese Bonpflicht. Doch halt, das Ganze ist vielleicht gut gedacht, aber eben schlecht gemacht. 

Schnell, schnell – aber…

Weil sich das Finanz- und das Wirtschaftsministerium erst sehr spät überhaupt auf das Gesetz einigen konnten, ist es zumindest ein holpriger Start. Deshalb muss der Staat bis Ende September 2020 auch noch Kassen erlauben, die noch nicht dem nötigen Standard entsprechen. Kontrollen soll es bis zu diesem Zeitpunkt auch noch nicht geben. Also eigentlich erstmal viel Aufregung um nichts. 

Außerdem wurde an vielen Stellen vergessen zu erwähnen, dass es auch digitale Alternativen zum Kassenzettel gibt. Den Kaufbeleg kann der Käufer auch per NFC (Nahfunk für Smartphones), Kundenkonto oder E-Mail erhalten. Nun mag der ein oder andere einwenden, dass der Bäcker bestimmt keine E-Mail an den Kunden über 84 Cent schicken werden, das würde ja auch zu lange dauern. 

Und zu guter Letzt: Alles, was bargeldlos läuft, wird in jedem Fall registriert – und bräuchte eigentlich keinen Bon. Das sind etwa die Bezahlung per EC-Karte (ja, ich weiß, die heißt jetzt anders), am besten kontaktlos und bei Beträgen bis 25 Euro sogar ohne PIN. Oder das Bezahlen per Smartphone (Apple Pay, Google Pay als Beispiele).

Unsere Meinung: Ja, die Kassenbonpflicht ist bürokratisch und verursacht Papiermüll. Aber wenn damit der Steuerbetrug an der Kasse eingedämmt werden kann, sollten wir doch damit leben können, oder?

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