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Ohne Fleischsteuer wird’s nicht gehen

Ohne Fleischsteuer wird's nicht gehen

Ohne Fleischsteuer wird's nicht gehen

Ja, ich weiß: Sie können das Thema neue oder höhere Steuern nicht mehr hören. Geht mir übrigens genauso. Aber einfach Augen und Ohren zuhalten, hilft eben auch nicht wirklich. Deshalb werfen wir einen Blick auf eine internationale Studie, die mit Punkt und Komma belegt, wie viel Fleisch eigentlich zu billig ist. Sie werden staunen, versprochen. 

Nicht nur Billigfleisch im Blickpunkt

Über die Nachteile des sogenannten Billigfleischs wird ja nun schon länger diskutiert. Und wer das Kilo Hackfleisch für 3,99 € kauft, dem sollte klar sein, dass das eigentlich viel zu billig ist. Daran kann der Bauer kaum was verdienen, die Tiere stammen aus einer Massentierhaltung und werden schnell mit Powerfutter gemästet. Da will man eigentlich gar nicht wissen, was da im Zweifel deshalb noch alles so drin steckt. Aber: Selbst vorbildlich erzeugtes und damit teureres Biofleisch hinterlässt einen CO2-Fußabdruck.
Professor Linus Mattauch von der TU Berlin weiß, dass insgesamt rund 13 % der weltweiten Treibhausgasemissionen aus der Viehhaltung stammen. Zudem habe sie Auswirkungen auf die Nitratbelastung von Böden und Gewässern. Nicht zu vergessen: Für Fleisch werden immer noch Wälder abgeholzt – für Weiden und Futteranbau. Und es gibt nachgewiesene Zusammenhänge zwischen Fleischkonsum und bestimmten Erkrankungen. All diese Kosten sind, so Umwelt-Ökonom Mattauch, in den Preisen für Fleisch nicht eingepreist. Im Unterschied zur Energie, wo es die CO2-Steuer gibt.

Wie viel teurer müsste Fleisch eigentlich sein?

Das hat Mattauch mit einem internationalen Team in dieser Studie genau ausgerechnet: Allgemein müsste Rindfleisch im weltweiten Durchschnitt zwischen 5,76 und 9,21 $ (das entspricht etwa 5,26 bis 8,41 €) teurer werden. Die relativ große Spanne beruht darauf, ob gleichzeitig auch noch Milchprodukte erzeugt werden – oder eben nicht. Dabei spielt es übrigens keine Rolle, ob es sich um das teure Filet oder um günstigeres Hackfleisch handelt. Letzteres würde sich dadurch im Preis verdoppeln, beim Filet wäre es hingegen nur wenige Prozente.
Und da sind erstmal nur die Folgen aus Klimawandel und Nitratbelastung enthalten. Nicht aber die Kosten für den Verlust biologischer Vielfalt, für Gesundheitsprobleme und auch die sogenannten Landnutzungseffekte sind nicht mit drin. Aber auch ohne diese Effekte hieße das in Industrieländern wie Deutschland: Rindfleisch müsste im Schnitt 35 bis 56 % teurer werden. Geflügel um 25 % sowie Lamm- und Schweinefleisch um 19 %.

Einführung einer Fleischsteuer 

Die Wissenschaftler:innen sind nun nicht so weltfremd, dass sie eine Steuer mit den genannten sehr hohen Werten fordern würden. Ganz klar sagt Professor Mattauch aber, dass es eine schrittweise Einführung geben müsse. Ähnlich der CO2-Steuer müsse man klein anfangen. Die Idee dabei ist, dass die Leute weniger Fleisch kaufen. Eine Idee, die aber – sagen wir es vorsichtig – eher weniger Anklang finden würde. Deshalb sagt der Forscher auch, dass eine Tierwohlabgabe cleverer wäre. Das Geld würden den Landwirten zugute kommen – für bessere Haltungsbedingungen. Da bezahlt man dann schon freiwillig etwas mehr Geld für Fleisch. 

Sozial ist das aber alles nicht

Egal, wie man das Kind nennt – Fleischsteuer oder Tierwohlabgabe – richtig treffen würde man damit die Leute, die nicht so viel Geld haben. Das gilt auch für die ersten Ideen, die von Landwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) kommen. So gibt es Überlegungen, die Mehrwertsteuer auf Fleisch von 7 auf 19 % zu erhöhen. Oder die eben schon erwähnte Tierwohlabgabe – mit 40 Cent pro Kilogramm. Die machen einem Gutverdiener kaum etwas aus. Wer aber eh schon jeden Cent zweimal umdrehen muss, hat schlechte Karten. Und da braucht es nicht mal den Hinweis auf die galoppierenden Energie- und Spritpreise.

Übrigens: In Deutschland ist der Fleischkonsum in den letzten 30 Jahren von 63,9 auf 57,3 Kilogramm pro Kopf im Jahr gesunken. Ganz ohne Fleischsteuer, Tierwohlabgabe oder „Druck“ seitens der Politik.

Unsere Meinung: Fleisch wird früher oder später teurer. Die Idee einer Tierwohlabgabe mit einem fixen Betrag pro Kilo ist aber sozial nicht sehr ausgewogen. Was spricht denn dagegen, das Ganze prozentual zu machen? Also immer zum Beispiel in einem ersten Schritt 3 % auf den Preis. Das macht bei preiswertem Fleisch nicht so viel aus, wer sich hingegen ein Rinderfilet leisten kann und will, zahlt dann eben entsprechend mehr.

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