25.03.2022 · Arbeitnehmer · smart steuern ·
Lesezeit: 3 Min.

Ohne Fleischsteuer wird’s nicht gehen

Ja, ich weiß: Sie können das Thema neue oder höhere Steuern nicht mehr hören. Geht mir übrigens genauso. Aber einfach Augen und Ohren zuhalten, hilft eben auch nicht wirklich. Deshalb werfen wir einen Blick auf eine internationale Studie, die mit Punkt und Komma belegt, wie viel Fleisch eigentlich zu billig ist. Sie werden staunen, versprochen. 

Nicht nur Billigfleisch im Blickpunkt

Über die Nachteile des sogenannten Billigfleischs wird ja nun schon länger diskutiert. Und wer das Kilo Hackfleisch für 3,99 € kauft, dem sollte klar sein, dass das eigentlich viel zu billig ist. Daran kann der Bauer kaum was verdienen, die Tiere stammen aus einer Massentierhaltung und werden schnell mit Powerfutter gemästet. Da will man eigentlich gar nicht wissen, was da im Zweifel deshalb noch alles so drin steckt. Aber: Selbst vorbildlich erzeugtes und damit teureres Biofleisch hinterlässt einen CO2-Fußabdruck.
Professor Linus Mattauch von der TU Berlin weiß, dass insgesamt rund 13 % der weltweiten Treibhausgasemissionen aus der Viehhaltung stammen. Zudem habe sie Auswirkungen auf die Nitratbelastung von Böden und Gewässern. Nicht zu vergessen: Für Fleisch werden immer noch Wälder abgeholzt – für Weiden und Futteranbau. Und es gibt nachgewiesene Zusammenhänge zwischen Fleischkonsum und bestimmten Erkrankungen. All diese Kosten sind, so Umwelt-Ökonom Mattauch, in den Preisen für Fleisch nicht eingepreist. Im Unterschied zur Energie, wo es die CO2-Steuer gibt.

Wie viel teurer müsste Fleisch eigentlich sein?

Das hat Mattauch mit einem internationalen Team in dieser Studie genau ausgerechnet: Allgemein müsste Rindfleisch im weltweiten Durchschnitt zwischen 5,76 und 9,21 $ (das entspricht etwa 5,26 bis 8,41 €) teurer werden. Die relativ große Spanne beruht darauf, ob gleichzeitig auch noch Milchprodukte erzeugt werden – oder eben nicht. Dabei spielt es übrigens keine Rolle, ob es sich um das teure Filet oder um günstigeres Hackfleisch handelt. Letzteres würde sich dadurch im Preis verdoppeln, beim Filet wäre es hingegen nur wenige Prozente.
Und da sind erstmal nur die Folgen aus Klimawandel und Nitratbelastung enthalten. Nicht aber die Kosten für den Verlust biologischer Vielfalt, für Gesundheitsprobleme und auch die sogenannten Landnutzungseffekte sind nicht mit drin. Aber auch ohne diese Effekte hieße das in Industrieländern wie Deutschland: Rindfleisch müsste im Schnitt 35 bis 56 % teurer werden. Geflügel um 25 % sowie Lamm- und Schweinefleisch um 19 %.

Einführung einer Fleischsteuer 

Die Wissenschaftler:innen sind nun nicht so weltfremd, dass sie eine Steuer mit den genannten sehr hohen Werten fordern würden. Ganz klar sagt Professor Mattauch aber, dass es eine schrittweise Einführung geben müsse. Ähnlich der CO2-Steuer müsse man klein anfangen. Die Idee dabei ist, dass die Leute weniger Fleisch kaufen. Eine Idee, die aber – sagen wir es vorsichtig – eher weniger Anklang finden würde. Deshalb sagt der Forscher auch, dass eine Tierwohlabgabe cleverer wäre. Das Geld würden den Landwirten zugute kommen – für bessere Haltungsbedingungen. Da bezahlt man dann schon freiwillig etwas mehr Geld für Fleisch. 

Sozial ist das aber alles nicht

Egal, wie man das Kind nennt – Fleischsteuer oder Tierwohlabgabe – richtig treffen würde man damit die Leute, die nicht so viel Geld haben. Das gilt auch für die ersten Ideen, die von Landwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) kommen. So gibt es Überlegungen, die Mehrwertsteuer auf Fleisch von 7 auf 19 % zu erhöhen. Oder die eben schon erwähnte Tierwohlabgabe – mit 40 Cent pro Kilogramm. Die machen einem Gutverdiener kaum etwas aus. Wer aber eh schon jeden Cent zweimal umdrehen muss, hat schlechte Karten. Und da braucht es nicht mal den Hinweis auf die galoppierenden Energie- und Spritpreise.

Übrigens: In Deutschland ist der Fleischkonsum in den letzten 30 Jahren von 63,9 auf 57,3 Kilogramm pro Kopf im Jahr gesunken. Ganz ohne Fleischsteuer, Tierwohlabgabe oder „Druck“ seitens der Politik.

Unsere Meinung: Fleisch wird früher oder später teurer. Die Idee einer Tierwohlabgabe mit einem fixen Betrag pro Kilo ist aber sozial nicht sehr ausgewogen. Was spricht denn dagegen, das Ganze prozentual zu machen? Also immer zum Beispiel in einem ersten Schritt 3 % auf den Preis. Das macht bei preiswertem Fleisch nicht so viel aus, wer sich hingegen ein Rinderfilet leisten kann und will, zahlt dann eben entsprechend mehr.

Bisherige Kommentare (Selber ein Kommentar hinterlassen)

  • Avatar TM sagt:

    Tja dieser ganze Schwachsinn im Namen des „Klimaschutzes“ ist nicht mehr auszuhalten. Ich werde eher mehr als weniger Fleisch essen! Und wer meint dieser sogenannte „Klimaschutz“ sei wichtiger als normales Leben möge doch bitte seine CO2 Atmung für immer beenden. Und vorher bitte all die Klimaschädlichen Hunde , Pferde und Katzen einschläfern!

  • Avatar Karl-Heinz Meyer sagt:

    Ja, wenn das Geld da ankommen würde, wo es echt gebraucht wird … bei den Bauern. Und die bekommen es eben nicht! Was passiert stattdessen? Wenn ich Fleisch zum Braten kaufe, wird es zuerst gekocht, weil (nicht die Bauern) man das Fleisch so wässert, dass ein schönes Gewicht dabei herauskommt. Da sind wir fast wie zu DDR-Zeiten, nur das Gehackte ist nicht mehr so fett, um ehrlich zu sein. Für Wasser und für die „Prise“ Zucker, die die Verarbeitungsbetriebe dem Fleisch/der Wurst dazugeben, wäre ich nicht bereit, noch eine Steuer zu zahlen. Ich möchte mal wissen, ob die, die sowas herstellen, das auch essen bzw. wo die einkaufen!? Und hinzu kommt noch die galoppierende Schwindsucht der Preise. Jede Woche erhöhte Preise. Was macht eigentlich das Bundeskartellamt? Na klar, auf keinen Fall sich um Verbraucherpreise kümmern. Hier unterstützt man wieder die, die nicht schnell genug reich werden können. Demokratie wird uns in den höchsten Tönen angepriesen … nur, das da die Kontrolle dazugehört, will wohl niemand angehen!

  • Avatar Hannes Richter sagt:

    Ja, d a muss dringend ˋwas passieren. Ich denke allerdings, man kann nicht immer alles
    sozial ausgewogen hinkriegen. Sofern der Mindestlohn stimmt und regelmäßig angepasst wird, kann d a s jede/r bezahlen. Notfalls mal etwas weniger Fleich …ist eh m e h r!!

    Hannes Richter

  • Avatar Stefan Müller sagt:

    Prozentual ist ebenso unfair Ein gutes Rinderfilt ist vielleicht auch gesünder als eine fette Schwarte, die einfach nur sättigt, aber das Gesundheitssystem belastet.

    Ich kann es drehen und wenden wie ich will. Mit Steuern lässt sich nichts verändern, ausser nicht zweckgebunden dem Staat Geld für teils dann noch mehr unsinnige Geldausgaben zur Verfügung zu stellen.

    Ein paar einheitliche Tierwohl-Logo sollen hart Tierhaltung und Erzeugung bewerten.
    Dazu kommen ökologische Logos, die den Energieverbrauchsabdruck berücksichtigen.

    Ein Rind aus Bayern auf der Weide, das klassisch ländlich gehalten und dann verzehrt wird, braucht keinen Steueraufschlag mehr. Die Bürger bezahlen dafür freiwillig mehr. Die, die es können.

    Bei Schlachthöfen für die Massentierhaltung werden die Logos schlechter ausfallen und es gibt absolute kleinere Aufschläge pro Kilogramm, wenn beispielsweise die Haltungsformen 3-4 unterschritten werden.

    Sonst wird schlechtes Fleisch am Ende billiger und dann dch mehr als Subsitutionsprodukt gekauft.

  • Avatar Steffen Kluge sagt:

    das einzige was oder Obrigkeitlich einfällt ist die Steuern zu erhöhen und wo es noch keie4n Gilb diese einzuführen und Claqueure auch der „4. Gewalt“ stimmen wie in den letzten Jahren andressiert kritiklos zu.

    irgendwie muss man(n) das Land ja ruinieren können … IHR seid kritiklos als Teil des Problems auf dem Wege !

    40% Einkommensteuer + 20 Mehrwertsteuer => reichen euer 60% Steuer immer noch ?

    früher war alles besser .. da gab es mal Bauernstände gegen den Zehnt (10%). Reicht euch ein Krieg in der Ukraine nicht ? Ihr tut wirklich alles für einen Bürgerkrieg und ich fürchte ihr werdet Erfolg haben …

  • Avatar C Herkenrath sagt:

    Was die Notwendigkeit zur Reduktion des Fleischkonsum und der völligen Verbannung von auf Pricepoint billig erquältem Fleisch vom Teller anbelangt bin ich bei Ihnen.

    Als Koch und Lebensmittel Aktivist schüttelt es mich, die Chance der Aufklärung der Menschen und der Vermittlung des Zusammenhangs von natürlichen Weidetieren, Bodengewinnung, CO2 Speicher, wertvoll verwertbaren Nährstoffen aus respektvollem Verzehr eines Lebewesens wieder zu verschenken und stattdessen auf einen Pigou Steuer Ansatz zu setzen.

    Steuer statt Bildung scheint ein gängiges Paradigma, welches uns allerdings in fast jeder Hinsicht in Sackgassen gelenkt hat und eine fruchtbare Diskussion in der Breite fast unmöglich macht.
    Dem Ökonom ist mit dem Hammer in der Hand alles Nagel, was er sieht.

    Nur das wenige, ethisch und artgerecht gewonnene Fleisch gehört noch in unsere Zeit.

    Das ist teuer und ein Verbot anderer Erzeugnisse- insbesondere zur Beendigung dieses Qual Billig Drecks aus Leben, die so pervers sind, dass diese Leben gar nicht hätten entstehen dürfen, der allein dem so tatsächlich benannten „Grundrecht auf Grillen“ dient muss so schnell wie möglich her.

    Dieser Vegi day Selbstbetrug zieht eine notwendige Transformation nur in die Länge.
    Allein die Folgekosten im Gesundheitssystem sind um orders of magnitude grösser als diese Steuer-Feigenblatt wasch mich, aber mach mich nicht nass Denke finanziell anpackt.


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