12.01.2017 · Arbeitnehmer · smart leben ·
Lesezeit: 4 Min.

Erneuerbare Wärme statt Heizöl und Gas

Brrr, Menschenskinder! Allmählich ist der Winter nun echt nicht mehr zu leugnen. Alles hustet und bibbert und schnieft – und schwitzt mal einer, dann hat er entweder Fieber oder kommt vermutlich direkt aus der finnischen Sauna. Na gut, ich will mal nicht übertreiben. Es ist eben etwas frisch da draußen, im Januar ganz normal. Blöd nur, wenn es jetzt auch in den heimischen vier Wänden nicht so richtig warm werden will. Weil das Thermostat spinnt oder man irgendwie verschludert hat, den riesigen Öltank im Keller rechtzeitig auffüllen zu lassen. Oder weil fossile Energiequellen wie Erdöl, Erdgas und Co. jetzt endgültig alle sind, Schnee von gestern, für immer aufgebraucht. Besser also, schon heute an den Winter von morgen denken und in Heizfragen erneuerbare Wärme statt Heizöl und Gas einzusetzen.

Nachhaltig & verlässlich: Erneuerbare Wärme

Wir befürworten Freilandhaltung, Fair Trade und Bioqualität und würden den Klimawandel ungefähr genauso gern stoppen wie die Atomkraftwerke. In Sachen Wärmeversorgung ist der Großteil jedoch noch schwer zu Neuem zu bewegen. Warum? Weil die Umrüstung auf erneuerbare Wärme im Eigenheim meist einen amtlichen Aufwand bedeutet – schlimmer noch als der Wechsel des Telefonanbieters und schon den schiebt man bekanntermaßen gern viel zu lang vor sich her. Dabei kommt man in Anbetracht der versiegenden konventionellen Rohstoffquellen auf lange Sicht gar nicht darum herum und außerdem mit Holzpellets, Erdwärmepumpen oder Solarthermie unterm Strich auch noch günstiger weg. Sind die zugegebenermaßen kostenintensiven Ein- und Umbaumaßnahmen nämlich einmal abgeschlossen, kann man auf horrende Öl- und Gaspreise ganz getrost pfeifen und sein Zuhause für vergleichsweise schmales Geld ganzjährig auf Wunschtemperatur halten.

Die Preisfrage – und was der Staat dazu sagt

Bei der Umrüstung von bestehenden Immobilien auf alternative Wärmegewinnung gilt sogar: Wer besonders clevere, innovative Heizsysteme einbauen lässt, kann auf Zuschüsse vom Staat hoffen. Für sein Programm zur „Förderung der Heizungsoptimierung“ hat das Bundeswirtschaftsministerium fast zwei Milliarden Euro in der Hinterhand und prämiert mit der Unterstützung den Kampf des Einzelnen gegen Ressourcenabbau und Kohlenstoffdioxid in der Luft. Die Verbrennung fossiler Brennstoffe ist derzeit für den Großteil der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich – das beschleunigt die Erderwärmung wie nix Gutes und das will im Grunde natürlich niemand. Um uns den individuellen Beitrag zum Umwelterhalt also ein bisschen leichter zu machen, gibt es diese Subventionen von ganz oben. Bis 2020 sollen mitunter dadurch knapp zwei Tonnen des Treibhausgases eingespart werden.

Angezapfte Erde: Eine eigene Wärmepumpe

Förderungswürdig sind dabei vor allem bestimmte Pumpentypen, die Wärme aus dem Erdinneren an die Oberfläche und ohne große Umwandlungsprozesse ins Haus transportieren. Je tiefer man in Richtung Erdinneres gräbt, desto wärmer wird es da unten schließlich – der Geothermie unseres Planeten sei Dank. Mit diesem Heizkonzept zapft man also nicht nur eine voraussichtlich nie versiegende Energiequelle an, sondern kann (im Gegensatz zur Sonnen- oder Windenergie, die erst in Strom und dann in Wärme verwandelt werden muss) unmittelbar von den natürlichen Temperaturen profitieren. Die Haken: Ein wenig dekorativer Bohrturm im Garten und reichlich Geld und Gebuddel, bis er überhaupt erst steht.

Nach den ersten Investitionen bleiben die laufenden Kosten jedoch geringer als bei herkömmlichen Heizmodellen, lediglich Strom braucht die Wärmepumpe für ihren Betrieb. Als effizient gilt sie dann, wenn eine Kilowattstunde Strom für mindestens vier warme Stunden sorgt. Voraussetzung dafür ist natürlich eine ordentliche Wärmedämmung. Die Isolierung gibt’s zwar auch nicht umsonst, dafür kann man sich bei Neubauprojekten Ölkessel, Gasleitungen und Schornstein sparen. Ob der Einsatz einer Wärmepumpe bei euch zuhause geologisch möglich ist, könnt ihr auf dem Geothermieportal herausfinden.

Liebe, liebe Sonne, komm ein bisschen runter…

Klimatechnisch mach das Ganze natürlich nur Sinn, wenn man auch den nötigen Strom aus erneuerbaren Energien gewinnt – zum Beispiel durch Wind- oder Solarkraft. Im Eigenheim geht das bekanntlich am besten mit Solarpanels auf dem Dach. Aber auch ohne eine Erdwärmepumpe können die Kollektoren für muckelige Temperaturen sorgen: Je nach Größe und Dauer sowie Intensität des Sonnenscheins lässt sich mithilfe der Platten „nur“ die Warmwassergewinnung oder sogar ein Teil der Raumheizung abdecken. Bei optimalen baulichen Gegebenheiten, also genügend Platz auf dem Dach und einer Ausrichtung nach Süden, kann auf eine zusätzliche Wärmeversorgung sogar komplett verzichtet werden. In diesem Fall gehen die laufenden Kosten nach der Installation gegen null – lediglich die Umwälzpumpe, die die Solarenergie als Wärme ins Haus leitet, muss mit ein paar lütten Talern im Jahr betrieben werden.

Problematisch wird es höchstens dann, wenn die Sonne über längere Perioden mal nicht so will und die Solarthermie nicht richtig funktionieren kann. Die ganz normalen jahreszeitlichen Schwankungen hingegen gleichen sogenannte thermochemische Wärmespeicher aus. Durch endo- und exotherme Reaktionen können diese Gerätschaften die Sonnenkraft in den warmen Monaten speichern und nahezu ohne Verluste solange lagern, bis sie zur Beheizung benötigt wird.

Back to basic: Holz als nachwachsender Brennstoff

Eine weitere umweltschonende Alternative zu Erdöl und -gas ist so gar nicht neu, sondern der wohl älteste Brennstoff überhaupt: Logisch, Holz! Ein Rohstoff, der in unseren heimischen Wäldern nicht nur ganz natürlich nachwächst, sondern dazu auch noch fast kohlenstoffdioxidneutral verbrennt. Aktuell sind in Deutschland etwa 14 Millionen Indoor-Feuerstätten im Einsatz, Kamine und sogar rustikale Kachelöfen erleben eine kleine Renaissance – macht die Kajüte ja auch gleich behaglich, so ein richtiges Feuerchen. Wer jedoch auf Vintage-Schick verzichten kann und außerdem nicht erst lang hacken, schleppen und herumzündeln möchte, bevor es warm wird, für den ist die moderne Holzpelletheizung vielleicht genau das Richtige. Statt schwerer Scheite werden hier in besonderen Öfen kleine gepresste Stäbchen aus Holzabfällen verbrannt.

Entscheidet man sich beim Einbau für ein Gerät mit integrierter Automatik, wird das Feuer auch langfristig immer mit der richtigen Menge Luft versorgt, sodass sich die Wärmeabgabe quasi von allein reguliert. Zwar liegen auch hier die Startkosten für Einbau und Gerätschaften zunächst mal deutlich über denen für herkömmliche Heizungssysteme, die späteren Materialpreise sind jedoch zum einen bis um die Hälfte geringer als beispielsweise bei Öl oder Gas, zum anderen schwanken sie kaum und sind somit auch langfristig gut kalkulierbar. Klasse, oder?

Bisherige Kommentare (Selber ein Kommentar hinterlassen)

  • Avatar Fine sagt:

    Vielen Dank für den Beitrag. Im Winter haben wir bisher immer mit Heizöl geheizt, aber es stimmt wohl, dass man manchmal einfach vergisst, den Öltank rechtzeitig aufzufüllen. Ich beschäftige mich schon seit einiger Zeit mit erneuerbarer Wärme und überlege, wie wir diese am Besten in unserem Haus umsetzen können. Allerdings wäre dies mit vielen Kosten verbunden und somit haben wir uns erstmal dazu entschieden beim Heizöl zu bleiben und eventuell in ein paar Jahren zu wechseln.


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