16.09.2016 · Arbeitnehmer · smart leben ·
Lesezeit: 4 Min.

Wenn das Haus Hirn bekommt – die Trends aus dem Bereich Smart Home

Ahoi, ihr Technik-Takler! Heute geht es mal wieder um technologischen Krimskrams, der vermutlich schon sehr bald in unser Leben Einzug halten wird. Es ist ja so: Erst war ein kleines Auto an der Reihe. Dann unsere Telefone. Und schließlich die Steuer – alles wurde smart. Jetzt stehen auch unsere eigenen vier Wände kurz davor, eine geballte Ladung Intelligenz verpasst zu bekommen. Smart Home ist hier das Stichwort. Und das war im Zuge der IFA vor kurzem mal wieder in aller Munde. Dabei kann man jedoch als Otto Normalhausbewohner ganz schnell den Überblick verlieren, was es da eigentlich so gibt, wer es anbietet und ob wir es im Endeffekt überhaupt brauchen. Um der großen Verwirrung entgegenzutreten, bringe ich daher heute ein wenig Licht in die dunkle Kajüte und zeige euch in einem kleinen Rundumschlag, von dem, was dieses breite Feld so bereithält:

Es werde Licht

Wo wir gerade dabei sind, Licht ins Dunkel zu bringen: Über eine individuelle und einfach zu steuernde Beleuchtung zu verfügen, ist ein großes Smart-Home-Thema. Das kann dann etwa so aussehen, dass beim Betreten des Hauses das Licht automatisch angeht. Oder sämtliche Helligkeitseinstellungen über einen Regler am Smartphone bedient werden. Auch besondere Lichtinstallationen, die über entsprechende Apps gesteuert werden, sind denkbar. Da geht dann per Knopfdruck die Kino-Beleuchtung zum weißen Hai im Wohnzimmer an. Oder auf Wunsch das Discolicht – analog zur Musik natürlich. Auch Energieeffizienz wird im vernetzten Heim großgeschrieben: Bewegungsmelder, z. B. im Treppenhaus platziert, lassen das Licht nur dann brennen, wenn auch wirklich jemand zu Hause ist. Wenn in den Sommermonaten das Tageslicht von draußen ausreicht, erkennen spezielle Sensoren das. Dann wird dynamisch nur so viel Licht erzeugt, wie der Raum im Zusammenspiel mit den Sonnenstrahlen wirklich benötigt.

Safety First

Das traute Heim soll sicher sein. Und tatsächlich: Laut verschiedener Umfragewerte seien für die Deutschen vor allem Alarm- und Sicherheitssysteme im Smart-Home-Kontext besonders interessant. Quelle surprise – die Hersteller haben auch hier natürlich einiges in petto. Da gibt es z. B. digitale Schließsysteme, die den handelsüblichen Schlüssel in einen besonderen Aggregatzustand versetzen: überflüssig. Hier wird die Haustür nämlich künftig per App auf- und zugeschlossen – und die lästige Schlüsselsuche ist passé. Weiter geht es mit Rauchmeldern, die beim Erkennen einer Rauchentwicklung eine Nachricht auf das Smartphone des Hausbewohners schicken. Dieser kann dann über eine sogenannte Panikschaltung Rettungskräfte von unterwegs alarmieren. Möglich wäre natürlich auch, dass der Rauchmelder direkt die Feuerwehr benachrichtigt.

Wenn man gerade nicht zu Hause ist und das ungewisse Gefühl mit einem Blick in die eigenen vier Wände beseitigen will, sind Kameras das Stichwort. Diese lassen sich nach Belieben im Haus platzieren und liefern dann einen Livestream vom Wohnzimmer aufs Smartphone. Alle datenschutzrechtlichen Belange, die dabei natürlich automatisch ins Auge rücken, sollen hier mal außen vor gelassen werden.

Eine tolle Sache ist auch der Bereich Anwesenheitssimulation: Wenn nämlich mal niemand zu Hause ist, lassen sich im vernetzten Heim verschiedene Vorgänge simulieren. Diese gaukeln möglichen Einbrechern dann automatisch vor, dass jemand daheim sei. Hierzu gehören dann etwa Rollladenbewegungen oder Lichtveränderungen. Und passend dazu kommen wir gleich zum nächsten Bereich.

Automatisch muss es sein

Denn wer hat in Zukunft schon noch Zeit und Muße, die alltäglichen Dinge des Haushalts selber zu erledigen? Und warum auch, wenn bald sowieso alles automatisch und ganz von selbst funktioniert? Auch in diesem Feld sind die Möglichkeiten sehr vielfältig. Die kleinen Staubsauger-Roboter, die sich ihren Weg durch die Wohnung bahnen und dabei sämtlichen Schmutz mitnehmen, sind wohl schon hinlänglich bekannt. Die neuesten Varianten lassen sich jetzt per App fernsteuern oder erkennen anhand von Infrarotsensoren und Objektiven ganz genau, welche Ecken der Wohnung gerade besonders schmuddelig sind.

Außerdem legt die Kaffeemaschine morgens von alleine los, Brötchen werden zeitgleich aufgebacken, die Jalousien gehen herunter, wenn es von draußen zu hell wird, und die Heizung erkennt die vorhandene Raumtemperatur und regelt sie je nach Bedarf hoch oder runter. Ferner wird es möglich sein, dass die Wasch- oder Spülmaschine weiß, wann die entsprechenden Mittel zur Neige gehen. Entweder senden diese dann eine Nachricht an den Bewohner oder aber es wird direkt eine Bestellung durchgeführt. Und auch der Kühlschrank soll künftig erkennen können, welche Lebensmittel verbraucht sind oder sich dem Ablaufdatum nähern.

Entertain me!

Unterhalten werden wollen wir natürlich auch unter unserem Dach. Wie wäre es mit Musik, überall, ohne, dass Lautsprecher oder Kabel zu sehen sind? Oder hochauflösenden Displays in allen Räumen? Oder einer zentralen Cloud, von der die Bewohner des Hauses sämtliche Medien auf allen Devices abrufen können? All diese Szenarien sind denkbar und teilweise schon Realität. Smart-TVs sind beispielsweise längst da und zeigen auf, was künftig möglich sein wird.

The Smart Home of Tomorrow from SmartThings on Vimeo.

Zukunftsmusik?

Na das klingt doch alles wunderbar. Aber braucht man das wirklich? Und wie gut funktioniert das schon? Ob man all diese lustigen Funktionen und Anwendungsgebiete wirklich in seinem Leben integriert haben will, muss man natürlich für sich selbst entscheiden. Vieles kann den Alltag sicherlich stark verbessern und leichter gestalten, andererseits hat es in den letzten 100 Jahren auch ohne ganz gut geklappt. Problematisch ist derzeit noch die extrem unübersichtliche Flut an Herstellern, Produkten, Systemen und Anwendungsgebieten. Keiner will 20 verschiedene Apps auf seinem Smartphone haben, um jedes Gerät bzw. jede Funktion separat zu steuern. Hier müssen sich die Hersteller möglichst auf einen oder wenige System-Standards verständigen, um es dem Verbraucher einfach zu machen.

Sicherlich werden die großen drei in naher Zukunft ein gewichtiges Wörtchen auf dem Smart-Home-Markt mitreden: Apple, Google und Amazon arbeiten alle in verschiedener Form an Lösungen und Systemen für ein vernetztes Zuhause. Und natürlich ist es auch eine Sache der Awareness: Wie viel Prozent der Menschen haben heute wirklich schon das Bedürfnis, über all diese Technik im Eigenheim zu verfügen? Noch sind die Zahlen hier eher gering. Auch das wird sich aber sicherlich ändern. Wir dürfen gespannt sein.


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