06.10.2016 · Arbeitnehmer · smart leben ·
Lesezeit: 4 Min.

Smart City: Kurs auf die vernetzte Stadt!

Ahoi, ihr Stadtmatrosen! Liebäugelt ihr nicht auch manchmal mit einer Flucht ins Grüne – einfach den Seesack schnüren, die Liebsten mit an Bord und ab in ein Leben in der ländlichen Idylle? Irgendwo, wo man nicht vom Hupen der Autos geweckt und über Nacht eingeparkt wird, vor der Haustür in Müllberge stolpert und auf dem Weg durch die heillos überfüllten Straßen schon die Nerven verliert, bevor man seinen Arbeitsplatz erreicht hat? Dabei fällt es ganz schön schwer, auf die Annehmlichkeiten einer dicht besiedelten Stadt zu verzichten, wenn man sich erst einmal daran gewöhnt hat. Wäre es also nicht fantastisch, wenn auch in den Metropolen unseres Landes die Straßen immer frei genug, Parkplätze leicht zu finden, die Parks und Gehwege sauber und genügend bezahlbare Wohnungen für alle vorhanden wären? Wenn man auch im Dunklen allein nach Hause spazieren könnte, ohne sich ein bisschen mulmig zu fühlen? Wenn die Stadt die Mittel hätte, um Jung und Alt und allen dazwischen ein besseres Miteinander zu ermöglichen?

Besser leben – dank Daten und Technologie

Unter dem Schlagwort Smart City soll genau das bald passieren. Mancherorts ist man sogar schon auf dem Weg dorthin – in eine vernetzte Stadt, die Ressourcen schont und die Lebensqualität nach oben schraubt. Klingt ja schön und gut, denkt ihr vielleicht, riecht aber auch mächtig nach Utopie. Der Plan dahinter ist aber eigentlich gar nicht kompliziert: Um die Stadt so schlau wie möglich zu machen, werden zunächst mal verschiedenste Einwohnerdaten gesammelt, von großen Unternehmen für die weitere Nutzung standardisiert und letztlich von städtischen und privaten Institutionen als Grundlage für möglichst sinnvolle Maßnahmen eingesetzt. Damit das klappt, ist häufig modernste Technologie im Spiel – der Stadtmensch benötigt jedoch nicht mehr als sein Smartphone, um von all den angedachten Neuerungen zu profitieren. Denkt man beispielsweise ans Carsharing, läuft das ja auch schon heute wie geschmiert: Schnell eingeloggt, freies Auto gefunden und ab die Post zum Zielort, wo der fahrbare Untersatz dem nächsten zur Verfügung steht. Erspart Nutzern die Haltungskosten für ein eigenes Auto, der Stadt einen weiteren Parkplatz und unserer Welt Rohstoffe, Ressourcen und Abgase. Ein toller Anfang! Smart Cities sollen aber noch eine Menge mehr können.

Was kann die rundum vernetzte Stadt?

Bleiben wir doch für den Anfang direkt mal beim Verkehr. Die Grundidee ist, die Infrastruktur der Stadt über genaue Beobachtung zu verbessern und das Verkehrsaufkommen einzudampfen, ohne den Menschen dabei etwas zu nehmen. Per Kamera- und Sensortechnik sollen sie beispielsweise direkt per Nachricht aufs Handy informiert werden, wenn Straßen verstopft oder direkt um die Ecke freie Parkplätze verfügbar sind. Auch elektronische Anzeigetafeln innerhalb der Stadt könnten die aktuelle Verkehrslage für alle sichtbar machen. Darüber hinaus sollen unnötige Fahrten städtischer Institutionen wie beispielsweise der Müllabfuhr ganz einfach vermieden werden, indem Abfallcontainer ein Signal senden, wenn sie voll sind. Die Technologie für sowas existiert ja bereits – sie muss nur noch im Sinne eines nachhaltigen Stadtkonzepts zum Einsatz kommen. Ganz unabhängig davon also, ob wir bald ohnehin alle auf Carsharing oder Elektroautos umsatteln und nur noch mit natürlich erzeugtem Strom durch die Gegend düsen, könnte in einer vernetzten Stadt so auf verschiedene Arten Energie eingespart und unnötiges Herumgurken vermieden werden. Apropos Energie:

Als Autofahrer kennt ihr ja sicher die verkehrsabhängigen Ampeln, die nur solange rot bleiben, bis man langsam heranrollt, und zack, schalten sie auf Grün. Mit einem ähnlichen Prinzip könnte in der intelligenten Stadt zukünftig auch die Beleuchtung funktionieren, indem Laternen nämlich nur dann mit voller Leistung strahlen, wenn sie auch wirklich gebraucht werden. Mithilfe von Sensoren sollen sie ganz von allein erkennen, ob sich Fußgänger, Radfahrer oder Autos nähern und falls mal niemand in der Nähe ist, selbstständig in einen gedimmten Modus schalten. Je nach Größe der Stadt und damit Anzahl der Laternen im öffentlichen Raum ließe sich so eine ganze Menge Strom einsparen. Und auch in Sachen Bauarbeiten soll sich künftig etwas tun, um Kosten, Lärm und chaotische Zustände auf den Straßen zu minimieren: Rohre austauschen, Kabel verlegen, die Fahrbahndecke erneuern – anstatt dafür dreimal im Jahr die gleiche Hauptstraße aufzureißen und somit für den Verkehr lahmzulegen, kann anhand zentral verwalteter Daten beispielsweise alles in einem Rutsch erledigt werden. Und das sind nur ein paar Beispiele dafür, was in der modernen Smart City möglich ist.

Datenschutz mit Fragezeichen

Damit städtische Ressourcen umweltschonender eingesetzt und gesparte Gelder in Projekte gesteckt werden können, von denen die Bürger auch wirklich etwas haben, müssen zwangsläufig Daten ausgetauscht und gebündelt werden. Doch nicht nur das, auch flächendeckende Videoüberwachung steht zur Debatte. Sie soll zu mehr Sicherheit führen, Kriminelle abschrecken und Täter im Ernstfall schneller dingfest machen. Anders als zum Beispiel in London, wo man sich längst an die unsichtbaren Augen der Stadt gewöhnt hat, sträuben sich die Deutschen besonders hartnäckig gegen die Speicherung und Weitergabe persönlicher Daten, selbst wenn sie einen klugen Zweck erfüllt. Ein sensibles Thema, keine Frage. Aber vertrauen wir mit der Nutzung sozialer Netzwerke und Kommunikationsdienste nicht schon längst persönlichste Dinge großen, werbegetriebenen Konzernen an? Oder lassen anhand von Punktesammelkarten aufzeichnen, was wir kaufen und wann und wo? Vielleicht wäre es zumindest eine Überlegung wert, im Sinne eines besseren Lebens in der Stadt auch den örtlichen Behörden, Stadtplanern, und Technik-Start-ups ein Stück weit zu vertrauen. Schauen wir einfach, was kommt – aufs Land flüchten können wir im Notfall schließlich immer noch.


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