24.11.2020 · Arbeitnehmer · smart leben · smart steuern ·
Lesezeit: 3 Min.

Kommt die Reform der Riester-Rente?

Sie klang bei ihrer Einführung vor knapp 20 Jahren wie ein Versprechen für die Zukunft. Die staatlich geförderte Riester-Rente sollte dafür sorgen, dass die Deutschen finanziell besser fürs Alter vorsorgen können. Aber nicht mal die Hälfte der anspruchsberechtigten Deutschen „riestern“, Tendenz fallend. Woran liegt das? Wird sich da was ändern? Und wenn ja, wie sinnvoll wäre eine Reform der Riester-Rente überhaupt? Alle Antworten finden Sie hier im Blog von smartsteuer.  

Fast alle sprechen nur noch von Corona – und auch in der Politik scheinen andere Themen fast unter zu gehen. Aber: Manchmal muss es eben doch sein. Weil sich die Regierungsparteien CDU/CSU und SPD im Koalitionsvertrag auf eine Reform der Riester-Rente geeinigt hatten, müssen sie es jetzt auch tun. Doch zuerst wollen wir Ihnen kurz sagen, was die Riester-Rente überhaupt ist.

Walter Riester und seine Rente

Der damalige Bundesminister für Arbeit und Sozialordnung ist der Namensgeber für die staatlich geförderte private Altersvorsorge. Weil die Rente sinken sollte, „erfand“ Walter Riester die Rente, die schnell nur noch seinen Namen trug. Grob gesagt funktioniert sie für rentenversicherungspflichtige Personen so: Man schließt einen Rentenvertrag, zahlt regelmäßig einen gewissen Prozentsatz seines rentenversicherungspflichtigen Einkommens ein und erhält zusätzlich staatliche Zuschüsse („Zulagen“). Die Einzahlungen und die Zulagen lassen sich von der Steuer als Sonderausgaben absetzen – die Rente selbst ist dann zu versteuern. Als Anlage-Möglichkeiten gibt es Versicherungen, Banksparverträge, Investmentfondsverträge und Wohn-Riester/Eigenheimrente.

Jede Menge Probleme 

Rund 40 Millionen Personen hatten und haben die Möglichkeit, einen Riester-Vertrag abzuschließen. Es sind aber nur rund 16 Millionen, die das Angebot in Anspruch nehmen. Zudem ruhen mittlerweile rund 20 Prozent der Verträge. Und das hat seine Gründe. Riestern ist zuallererst kompliziert. Für viele Deutsche bringt eine Riester-Rente nichts, Gebühren fressen die staatlichen Zulagen auf, Leute müssen meist recht alt werden, um überhaupt die eingezahlten Beiträge wieder rauszubekommen.
Nicht falsch verstehen, es gibt auch viele, bei denen die Riester-Rente tatsächlich passt, aber es gibt viel mehr Fälle, in denen sie nicht ratsam ist und deshalb auch nicht genutzt wird. Einen Gewinner gab es auf jeden Fall: Die Banken und Versicherungen, denen mit staatlicher Förderung Millionen Kunden zugespült worden sind.

Wie geht es weiter?

Immerhin, die Probleme sind erkannt. Und wie schon weiter oben erwähnt, muss die Koalition noch bis zu den nächsten Bundestagswahlen in einem knappen Jahr eine Lösung gefunden haben.
Doch bis jetzt ist der Weg dahin noch sehr weit, so dass der GDV, der Verband der Versicherer, schon einen Brandbrief an die Regierung geschrieben hat. Der GDV und seine Mitglieder befürchten offenbar, dass die Riester-Rente noch weniger genutzt wird. Und das ist – sage ich mal – schlecht fürs Geschäft. Denn große, verlockende Renditeversprechen sind heutzutage eher selten. Zumal es für bisherige Riesterverträge eine Kapitalgarantie geben muss. Beiträge plus Zulagen müssen zum Rentenbeginn komplett da sein. Das bedeutet, dass die Anlage sehr sicher zu sein hat – was im Umkehrschluss weniger Rendite verspricht.
Deshalb wollen die Versicherer diese Kapitalgarantie natürlich am liebsten abschaffen.

Verbraucherschützer schlagen Alarm

Offenbar haben die Versicherer so viel Lobbyarbeit geleistet, dass es die Forderung nach der Abschaffung der Kapitalgarantie bis in ein Konzept von CDU/CSU geschafft hat. Der Vorteil wäre: Es sind höhere Renditen (vor allem mit Aktien) möglich. Der Nachteil: Zukünftige Rentner können auch mit deutlich weniger Geld da stehen als sie über die Jahre eingezahlt haben. Von nur noch 70 bis 80 Prozent der geleisteten Beiträge als „Garantiesumme“ ist im Entwurf die Rede. Zudem soll es auch noch mehr staatliche Förderung geben, um die Riester-Rente attraktiver zu machen. Die soll dann übrigens auch nicht mehr Riester-Rente, sondern Zulagenrente heißen. 

Verbraucherschützer laufen jetzt schon Sturm gegen diese Pläne von CDU/CSU. Sie sagen, dass die mögliche höheren Renditen einfach von höheren Gebühren aufgefressen werden. Und mehr Förderung würde noch mehr eigentlich unrentable Verträge ermöglichen. Für die Verbraucherschützer trägt das Konzept die Handschrift der Versicherungswirtschaft und solle die „Subventionsmaschine Riester“ wiederbeleben.

Was genau Sache ist, erklären wir Ihnen gerne auch noch einmal im Bewegtbild-Format.




Was bedeutet das konkret für mich?
Was die Reform der Riester-Rente betrifft, heißt es erstmal abwarten. Vielleicht nimmt ja doch noch jemand den Vorschlag der Verbraucherschützer auf: eine Extrarente. Diese Geldanlage solle durch eine öffentlich-rechtliche Einrichtung organisiert werden – die (anders als Versicherungen und Banken) nicht gewinnorientiert arbeitet.


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