03.07.2020 · Arbeitnehmer · smart steuern · Lesezeit: 3 min 1

Darum steigt die Kfz-Steuer 2021 – zumindest für einige

Sie haben es sicher mitbekommen: Die Bundesregierung plant eine Reform der Kfz-Steuer ab 2021. Wer betroffen ist, um wie viel die Steuer steigt und warum sich ein Neuwagenkauf im zweiten Halbjahr 2020 doppelt lohnt – Sie erfahren es hier. 

Wer ist überhaupt betroffen?

Bevor jetzt wie üblich die immer währende Geschichte vom geldgierigen Staat kommt, der alle Autofahrer nochmal extra zur Kasse bittet: Nein, das tut er nicht. Warum?

  1. Das ist der Hauptgrund: Die neue Kfz-Steuer gilt nur für Neuzulassungen ab 2021. Für alle Autos, die bis Ende 2020 zugelassen werden oder es jetzt schon sind, ändert sich nichts, gar nichts. 
  2. Nicht mal für alle 2021 neu zugelassenen Kfz steigt die Steuer. Das tut sie nur für die Autos, die einen höheren CO2-Ausstoß haben. Und: Für besonders schadstoffarme Autos sinkt die Steuer sogar für fünf Jahre um jeweils 30 Euro. 

Wie wird die Steuer neu berechnet?

Wie bisher setzt sich die Kfz-Steuer aus der Größe des Hubraums und dem Schadstoffausstoß (Klimakomponente) zusammen.
Beim Hubraum ändert sich nichts: Je angefangene 100 Kubikzentimeter kosten 2 Euro (Benziner) oder 9,50 Euro (Diesel).
Die Klimakomponente war bisher fix: Sie kostete 2 Euro pro Gramm. Aber erst ab 95 Gramm CO2 pro Kilometer. Ab 2021 sollen Autos mit deutlich höherem Schadstoffausstoß auch stärker zur Kasse gebeten werden – in einem neuen Sechs-Stufen-Modell. Nachzulesen im Regierungsentwurf des Gesetzes. Bevor Sie jetzt lange suchen, hier die Werte:

  • über 95 g/km bis zu 115 g/km wie bisher 2,00 Euro je Gramm,
  • über 115 g/km bis zu 135 g/km 2,20 Euro je Gramm,
  • über 135 g/km bis zu 155 g/km 2,50 Euro je Gramm,
  • über 155 g/km bis zu 175 g/km 2,90 Euro je Gramm,
  • über 175 g/km bis zu 195 g/km 3,40 Euro je Gramm,
  • über 195 g/km 4,00 Euro je Gramm.

Und wer zahlt weniger Steuern, wenn er 2021 ein Auto neu zulässt? Das sind Käufer eines Kfz, das höchstens 95 Gramm CO2 pro Kilometer ausstößt. Für fünf Jahre sind es dann automatisch 30 Euro weniger pro Jahr.

Was bedeutet das konkret?

Erst ab einem CO2-Ausstoß von mehr als 115 Gramm pro Kilometer steigt die Steuer 2021 im Vergleich zur aktuell erhobenen Steuer. Oder anders: Größere Autos, insbesondere die beliebten SUV müssen mit zum Teil deutlichen Aufschlägen rechnen.

Nehmen wir einen Porsche Macan GTS. Der Benziner hat 2.894 Kubikzentimeter und laut Porsche Car Configurator stolze 255 Gramm CO2 pro Kilometer.

  • Für den Hubraum sind es 29 mal 2 Euro, also 58 Euro. Das bleibt unverändert.
  • Bisher waren es beim Schadstoffausstoß 160 (= 255 g/km – 95 g/km) mal 2 Euro, also 320 Euro. Die Kfz-Steuer beträgt bisher also 378 Euro. 
  • Ab 2021 wird der Schadstoffausstoß neu berechnet: Es ergeben sich 500 Euro. Die Kfz-Steuer steigt damit um 180 Euro auf 558 Euro. 

180 Euro sind für den SUV-Fahrer vielleicht nicht die Welt, aber er muss sie dann jedes Jahr mehr zahlen. Ja wenn… wenn er seinen SUV nicht noch 2020 kauft.

Doppelter Anreiz für Autokauf im 2. Halbjahr

Wir erinnern uns: Als die Finanzkrise die Konjunktur vor rund zehn Jahren stark bremste, sorgte die Abwrackprämie dafür, dass Sie wieder in Schwung kam. Doch eine solche Abwrackprämie war jetzt in der Coronakrise nicht mehrheitsfähig für Autos mit klassischem Verbrennungsmotor.
Immerhin schafft es die Politik, den Anreiz für einen Autokauf zu erhöhen.
Erstens mit der oft erhöhten Kfz-Steuer ab 2021. Wer seinen Macan noch in diesem Jahr kauft, spart auf zehn Jahre 1.800 Euro an Kfz-Steuer.
Zweitens ist da die ab 1. Juli gesenkte Mehrwertsteuer. Bei einem Porsche Macan, der rund 80.000 Euro kostet, sind das noch mal 2.000 Euro weniger, wenn er noch in diesem Jahr neu zugelassen wird. 

Ganz klar, bei preiswerteren Autos ist die „Gewinnspanne“ nicht so groß, aber wer ohnehin überlegt hat, sich in den nächsten ein bis zwei Jahren ein Auto neu zu kaufen, sollte es in fast allen Fällen noch bis Ende des Jahres tun. 

Käufer von Elektroautos haben mehr Zeit

Falls Sie es noch nicht wussten: Reine Elektroautos waren ohnehin schon für volle zehn Jahre von der Kfz-Steuer befreit. Diese Befreiung wurde bis Ende 2030 verlängert. Zudem gibt es statt bisher 3.000 Euro jetzt 6.000 Euro beim Kauf eines E-Fahrzeugs bis zu einem Nettolistenpreis von 40.000 Euro. Diese Innovationsprämie ist aber bis Ende 2021 befristet. 

Was bedeutet das konkret für mich?
Auch wenn das Gesetz noch nicht durch ist – und es sicher noch ein paar kleinere Änderungen geben wird: Wenn Sie mit dem Gedanken gespielt haben, ein neues Auto zu kaufen – dann machen Sie es im zweiten Halbjahr 2020. Weniger Mehrwertsteuer und in vielen Fällen weniger Kfz-Steuer als bei einem Kauf nach 2020.

Mandy Pank
Verfasst von:
Mandy ist im Marketing tätig und immer darauf bedacht steuerliche Themen so einfach wie möglich aufzubereiten. Dabei hilft ihr natürlich auch ihr Hintergrund als Steuerfachangestellte. Sie versetzt sich gerne in die Lage der Kunden, um herauszufinden, wo der Schuh drückt. Doch auch für ihre Kollegen hat sie immer ein offenes Ohr und steht ihnen mit Rat und Tat zur Seite.

Bisherige Kommentare

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  • Avatar Manfred Hauptreif sagt:

    Was wird passieren, wenn nur noch e-Autos zugelassen werden dürfen, wenn ein Drittel der PKW ausgetauscht sind und Fahrgemeinschaften immer darauf achten müssen, daß mindestens einer in der Gruppe einen Verbrenner hat, weil für die Stromer immer mal wieder nicht genug Saft haben laden können, weil einfach nicht genug Strom für alle da war. Werden wir dann wieder Autos aus Polen kaufen oder einfach das Autofahren einstellen?
    Wenn sich herausstellt, daß die vielen Computersimulationen, einfach falsch waren und es wieder kälter wird, werden sich dann die Verantwortlichen entschuldigen?
    Never ever! Wir dachten, nur so wäre die Welt zu retten… wird man hören.
    Aber vielleicht irre ich mich ja. Die Windkraftanlagen werden so modern sein, daß sie auch bei Windstille Strom liefern werden und die Solarzellen werden Strom aus Sternenlicht machen.

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