07.08.2020 · Arbeitnehmer · smart steuern ·
Lesezeit: 3 Min.

Kommt die Home-Office-Pauschale?

Von zu Hause arbeiten: Dieser Traum (oder Albtraum) wurde in den letzten Monaten für Millionen Deutsche zur Wirklichkeit. Ganz klar, denn wegen Corona war verordnetes Home-Office vielerorts das Gebot der Stunde. Jetzt kommen erste Vorschläge aus der Politik, um die „Heimarbeiter“ steuerlich zu entlasten. Wir sagen Ihnen, warum das überhaupt ein Thema ist, wie die Entlastung aussehen könnte – und wie realistisch das ist.

Streitpunkt Arbeitszimmer

Es kommt mir ewig lang her vor, aber es war tatsächlich Ende März, als wir diesen Blog-Artikel zum Thema Home-Office und Steuern veröffentlichten. Dort ging es kurz gesagt darum, dass viele Arbeitnehmer die, durch die Coronakrise erforderliche Heimarbeit von der Steuer absetzen können sollten. Aber – und das wurde lange nicht gesehen in der Politik: Viele mussten und müssen zu Hause arbeiten – und können die Kosten für ein Arbeitszimmer gar nicht absetzen. Weil sie im steuerlichen Sinne kein Arbeitszimmer haben. Eine Arbeitsecke irgendwo in der Wohnung oder gar der Küchentisch als temporäres Büro – die zählen schon mal nicht als Arbeitszimmer.
Das heißt: Dem Arbeitnehmer entstehen Kosten, unter anderem Strom und Heizung, die er sonst nicht hätte. Nur absetzen kann er sie leider nicht – weil er kein eigenes Arbeitszimmer hat. Bei vielen Betroffenen gibt das die Wohnsituation gar nicht her. 

Home-Office als steuerliche Belastung?

Und noch ein Punkt, der eine gewisse Ungerechtigkeit deutlich macht: Wer im Home-Office ist, kann den Weg zur Arbeit nicht steuerlich geltend machen, die Fahrt gab es ja nicht. Wer etwa jeden Tag 10 Kilometer mit dem Rad zur Firma gefahren ist, dem gehen jeden Tag 3 Euro zum Absetzen durch die Lappen. Klingt nicht viel, sind aber nach vier Monaten dann schon knapp 300 Euro. Kurz zusammengefasst: Viele Angestellte machen mit dem verordnetem Home-Office steuerlich Minus. Und das sollte so nicht sein. 

Wie könnte Abhilfe aussehen?

In den letzten paar Wochen gab es einige Vorschläge aus der Politik, wie diese Ungerechtigkeit verhindert oder wenigstens abgemildert werden könnte.
Die größte Aufmerksamkeit erhielt Michael Boddenberg (CDU) – vor allem, weil er der hessische Finanzminister ist. Er schlägt vor, dass für jeden vollen Arbeitstag zu Hause 5 Euro pauschal als Werbungskosten absetzbar sein sollen, maximal aber jedoch 600 Euro im Jahr. Wer ein „echtes“ Arbeitszimmer hat, soll wählen können, ob er die Pauschale nimmt – oder eine genaue Aufrechnung der anteiligen Kosten für das Arbeitszimmer. Letzteres dürfte meist die bessere Wahl sein.
Rückenwind gab es auch von Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann. Der Grünen-Politiker lieferte aber eine andere Motivation: Eine Home-Office-Pauschale würde zur Vermeidung von Staus im Berufsverkehr führen. Es wäre ein Anreiz, lieber zu Hause zu arbeiten – als den möglicherweise langen Weg zur Arbeit fahren zu müssen. Er könne sich eine Bundesrats-Initiative vorstellen.
Und sonst? Der Bund der Steuerzahler würde 100 Euro im Monat und 1.200 Euro im Jahr besser finden. Aus der FDP hieß es sogar, dass pauschal 20 Prozent der Mietkosten absetzbar sein sollen – was einigermaßen unrealistisch wäre.

Was halten wir von der Pauschale?

Nun, bleiben wir mal beim Vorschlag des hessischen Finanzministers. Das wäre ein praktikabler Vorschlag. Wer etwa 50 Tage Home Office geltend macht, müsste entsprechend 50 Tage weniger mit Fahrten zur Arbeit angeben in der Steuererklärung. Die Pauschale ist auch nicht so hoch, dass davon ein Riesenloch im Haushalt entsteht. Wir reden von maximal 600 Euro Werbungskosten, also so zwischen 100 und 250 Euro weniger Steuern – je nach Einkommen.
Ob die Pauschale aber kommt, so schrecklich viel spricht im Moment leider nicht dafür. Michael Boddenberg ist zwar Finanzminister, aber nur in Hessen. Und für die Einführung einer Home-Office-Pauschale ist der Bund zuständig. Im dortigen Finanzministerium hat man zugegebenermaßen gerade sehr viel um die Ohren. Eine Werbungskosten-Pauschale für Heimarbeiter steht offenbar noch nicht auf der Agenda.

Was bedeutet das konkret für mich?
Wer in den letzten Wochen und Monaten ins Home-Office musste, kann bislang nur Steuern sparen, wenn er ein „richtiges“ Arbeitszimmer in seiner Wohnung oder in seinem Haus hat. Ob es für alle anderen eine Pauschale geben wird, ist noch mehr als fraglich. Aber die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt.

Mandy Pank
Verfasst von:
Mandy ist im Marketing tätig und immer darauf bedacht steuerliche Themen so einfach wie möglich aufzubereiten. Dabei hilft ihr natürlich auch ihr Hintergrund als Steuerfachangestellte. Sie versetzt sich gerne in die Lage der Kunden, um herauszufinden, wo der Schuh drückt. Doch auch für ihre Kollegen hat sie immer ein offenes Ohr und steht ihnen mit Rat und Tat zur Seite.
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