19.11.2021 · Arbeitnehmer · smart steuern · Lesezeit: 3 min 2

Tesla-Chef zahlt freiwillig Steuern – wohl eher nicht 

Es hört sich so heldenhaft an. Tesla-Chef Elon Musk fragte kürzlich seine mehr als 60 Millionen Follower auf Twitter, ob er 10 % seiner Aktien verkaufen solle. Um Steuern in Milliardenhöhe zu zahlen. Tja, 58 % waren dafür – und nun wird er wohl zahlen. Was dahinter steckt, warum es eigentlich nicht ganz so heldenhaft ist, wie vor allem Superreiche in den USA Steuern vermeiden und was die dortige Regierung dagegen macht – Sie erfahren es heute im Blog.

Reichster Mann der Welt will Steuern zahlen

Mehr als 300 Milliarden Dollar soll sein Vermögen laut Forbes mittlerweile betragen – weil der Aktienkurs seines Unternehmens allein in den letzten knapp zwei Jahren um 1400 % stieg. Doch Steuern hat Elon Musk bisher eher wenig gezahlt. 2018 soll es sogar kein einziger Cent gewesen sein, wie wir schon in diesem Blogartikel schrieben. So kam es schon überraschend, dass er nun mehr Steuern zahlen würde – wenn es seine Follower auf Twitter wollten: 

Er betonte, dass er selbst kein Gehalt bezieht und auch keine Bonuszahlungen bekommt. Deshalb wäre die einzige Möglichkeit für ihn Steuern zu zahlen, wenn er einen Teil seiner Aktien verkauft.
Nun, wenn er sich wirklich an sein Versprechen hält, dürfte er um die 20 Milliarden Dollar für den Aktienverkauf erhalten, was dann wohl um die 5 Milliarden Dollar an Steuern wäre. Immerhin, möchte man meinen.

Ist das wirklich gönnerhaft? 

Nein, oder zumindest nicht so richtig. Denn: Schon im August 2022 braucht Elon Musk jede Menge Geld! Zu diesem Zeitpunkt kann er knapp 23 Millionen Tesla-Aktien zu je 6,24 Dollar kaufen. Aktuell sind die deutlich mehr als 1.000 Dollar wert, also fast 200 mal so viel. Er würde also wieder einen beträchtlichen Gewinn von knapp 30 Milliarden Dollar machen. Dafür müsste er aber um die 15 Milliarden Dollar an Steuern und lokalen Abgaben leisten. Da er kein Gehalt und keine Boni hat, käme das Geld durch den womöglich bald anstehenden Verkauf von Aktien gerade recht. Abzüglich der 5 Milliarden Steuern hätte er ja noch um die 15 Milliarden Dollar übrig…

Und eins sollte man auch nicht außer acht lassen: Mit dieser „Soll ich Steuern zahlen“-Aktion wurde wieder viel über Musk und Tesla berichtet. Für ein Unternehmen, dass bisher keinen Cent in klassische Werbung für sein E-Auto gesteckt hat, sind solche Berichte natürlich großartige unbezahlte Werbung.

Aktien, Kredite, Investitionen

Wir hatten ja schon im oben erwähnten Blogartikel beschrieben, wie die meisten Superreichen vorgehen, um ja nicht zu viel oder besser gar keine Steuern zu zahlen.
Absolut im Trend ist etwas, was Elon Musk offenbar nicht genutzt hat. Viele Milliardäre nehmen riesige Kredite auf (als Sicherheit dienen Aktien) und kaufen davon wieder Aktien. Die Zinsen auf die Kredite sind sehr gering – die Aktienkurse steigen meist. In Summe entsteht wieder ein Gewinn. Mit dieser Methode vermeiden die Superreichen, dass sie für Aktienkäufe erst andere Aktien verkaufen – und darauf (wie Elon Musk) Steuern zahlen müssten. 

Kommt die Milliardärssteuer? 

Fast ein Jahr schon ist der Demokrat Joe Biden US-Präsident, Senat und Kongress sind im Prinzip in demokratischer Hand. Und langsam könnte tatsächlich so etwas wie eine Milliardärssteuer in den USA kommen. Das fordert zum Beispiel der Vorsitzende des Finanzausschusses im Senat, Ron Wyden und sagt über die Aktion von Elon Musk: „Ob der reichste Mann der Welt überhaupt Steuern zahlt oder nicht, sollte nicht von den Ergebnissen einer Twitter-Abstimmung abhängen.“
Diese Reichensteuer, so die Pläne, soll 23,8 % auf Gewinne von Aktien betragen. Und – das ist das Neue – auch fällig werden, wenn die Aktien nicht verkauft werden. Auf Elon Musk kämen bei diesen Plänen um die 50 Milliarden Dollar an Steuern zu.
Er wäre übrigens eine von nur rund 700 Personen, die die Milliardärssteuer zahlen müssten. Voraussetzung: mindestens eine Milliarde Dollar Vermögen oder drei Jahre in Folge ein Jahreseinkommen von 100 Millionen Dollar.    

Unsere Meinung: Das bisherige Steuersystem in den USA (und auch bei uns) sorgt dafür, dass Reiche immer reicher werden. Unter anderem auch, weil sie es legal schaffen können, kaum Steuern auf ihren Reichtum zahlen zu müssen. Und dieses Privileg auch an die Nachkommen weitergeben können. Zudem bestimmen sie (siehe Elon Musk), wann und ob sie überhaupt Steuern zahlen. Das ist – sagen wir es ehrlich – mehr als ungerecht für die, die jeden Monat brav ihre Lohnsteuer zahlen. Und ihre Steuerlast in der Regel nur durch eine Steuererklärung etwas senken können. Wenn Sie dabei wenigstens nichts verschenken wollen, nutzen Sie unsere Online-Steuererklärung smartsteuer.

Katrin Lengtat
Verfasst von:

Bisherige Kommentare

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  • Avatar Heinz Egon Sticker sagt:

    Wird das immer reicher werden nicht zu einer Bedrohung?
    Es leuchtet mir nicht mehr ein, dass einzelne Personen, also ein Mensch wie Du und ich, über Vermögen verfügen, welches in egoistischem Interesse -welches auch immer, KI, Facebook, Amazon etc. – die ganze Welt aus den Fugen heben kann. Die vermeintlich Vermögenden werden in 10 Jahren durch die Dummheit von uns allen ein solches Vermögen aufgehäuft haben, dass wir Spielball ihrer Fantasieen sein werden. Elon Musk entwickelt diese Vorstellung bereits und Bezos setzt es um…Weltraumeroberung. Warum sind diese Egonzetriker, darunter verstehe ich jeden, der über ein Vermögen verfügt welches ab 1 Mrd. gezählt wird, nicht bereit, damit den Hunger zu bekämpfen, Kriege einzudämmen und allen Menschen jenseits der Armutsgrenze ein würdiges Leben zuverschaffen. Stattdessen rennen sie Hirngespinsten nach, die der Menschheit nicht helfen. Andererseits müssten die Staaten die Kraft aufbringen, durch rigorose Steuern das Einkommen und damit das Vermögen zu begrenzen. Nein nein, ich bin kein Kommunist und auch kein Marxist. Ich lebe in dieser verdammten Finanzwelt der Lügen und es regt mich auf, dass heutezutage die Wertschöpfung nicht mehr in der Arbeit liegt, sondern auf Kosten anderer .Sie sich bereichern auf unanständige Art und Weise. Geld kann kein Geld verdienen. Geld ist keine Maschine, auch wenn oft von “ Gelddruckmaschine“ geschwärmt wird. Geld ist ein Tauschmittel seit altersher. Ich wünsche mir eine Diskussion darüber, dass es schier unanständig ist, Geld und Vermögen in einem derartigen Masse aufzuhäufen, dass die sich daraus ergebende Machtfülle nicht mehr kontrollierbar ist.

  • Avatar Maus sagt:

    Ich fände es gut, wenn wir an unserem eigenem Steuer- bzw. Rentensystem was ändern würden. Warum erhalten Politiker eine Rente, die kaum ein anderer Einzahler erreichen kann für teilweise kurze Dienstzeiten? Warum muss man bei einer niedrigen Rente von 1.500,-€ darauf überhaupt noch Steuern zahlen ? und das Finanzamt ist nicht die einzige Institution die sich noch an der Rente bedient. Krankenkasse – muss das auch noch sein, für die, die dafür Jahre vorher eingezahlt haben? Auch dieser Unterschied Private Krankenversicherungen für Leute über dem Beitragsbemessungssatz und alle anderen in die GKV gehört abgeschafft. Alle zahlen in einen Topf, bei Rente und Krankenkasse. Anders sehe ich das System sonst für die Zukunft als nicht tragbar an. Weg mit Ehrensold, Zusatzversorgung und anderen Zahlungen, obwohl man nicht mehr für den Staat arbeitet. Wir brauchen ein gerechtes System für alle und nicht nur für die, die es sich selber hinbiegen können. Ich weiß ist ein bisschen viel auf einmal und sicher nicht das Letzte worüber man sprechen könnte, aber ich denke es ist auf den Punkt gebracht.
    Mit freundlichen Grüßen
    Stefan Maus

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