29.03.2022 · Arbeitnehmer · smart steuern ·
Lesezeit: 4 Min.

Energiekosten: So sollen wir alle entlastet werden

Es waren und bleiben komplizierte Zeiten. Nach zwei Jahren Corona stellt uns der Krieg Russlands in der Ukraine vor neue, noch größere Herausforderungen. Energie jeglicher Art wird teurer. Wir merken es unmittelbar an der Tankstelle und später dann auch bei den Heizkostenabrechnungen. Um das alles zumindest etwas abzufedern, hat die Ampelkoalition ein Entlastungspaket geschnürt. Wir sagen Ihnen zuerst, was es genau bringen soll. Und erklären danach, wer mehr profitiert – und wer weniger. Schließlich sagen wir noch, was wir als smartsteuer davon halten.

Die wichtigsten Punkte des Entlastungspakets

Auf lange Sicht, oder besser möglichst nicht so lange Sicht, steht natürlich die Unabhängigkeit von russischen Energielieferungen. Bis es soweit ist, sollen uns alle die folgenden Maßnahmen im Entlastungspaket finanziell entlasten:

  • Einmalig 300 € für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer (Steuerklasse 1 bis 5) sowie Selbstständige. Angestellte sollen das Geld zusätzlich zum normalen Gehalt über die Lohnabrechnung erhalten. Bei Selbstständigen wird die Steuervorauszahlung als Vorschuss gesenkt.
  • Für einen Zeitraum von drei Monaten sinkt die Energiesteuer an der Tankstelle auf das „europäische Mindestmaß“. Ersparnis: 30 Cent pro Liter Benzin, 14 Cent pro Liter Diesel.
  • Günstiger Öffentlicher Nahverkehr (ÖPNV): für 90 Tage soll ein Monatsticket nur 9 € im Monat kosten.
  • Wer Kinder hat: einmalig 100 € zusätzlich zum Kindergeld.
  • Wer Sozialleistungen bezieht: zusätzlich zu der schon beschlossenen Einmalzahlung von 100 € einmalig weitere 100 €. Zudem sollen die Regelsätze Anfang 2023 entsprechend erhöht werden.  

Was steht sonst noch drin?

Da sind einige interessante Punkte dabei, die bisher nicht so viel im Gespräch waren:

  • Damit die oben erwähnten Sonderzahlungen unkomplizierter ankommen können, wird noch in diesem Jahr ein „Auszahlungsweg“ über die Steuer-ID für das „Klimageld“ entwickelt.    
  • Es soll eine Kampagne für Energiesparen geben, die auch Förderungen und Vorgaben für „kleinere“ Dinge betrifft. Etwa intelligente Thermostate und hydraulischer Abgleich älterer Heizungsanlagen.
  • Es geht in verschiedenen Punkten um nachhaltiges und effizientes Bauen. So soll ab 2024 möglichst jede neu eingebaute Heizung zu 65 % mit erneuerbaren Energien betrieben werden. Besonders energiemäßig schlechte Gebäude sollen zuerst saniert werden.

Wann geht es los?

Nun, um das wirklich beantworten zu können, müsste ich meine gute alte Glaskugel aus dem Keller holen. Will sagen: Es steht noch nicht fest. Im Entlastungspaket heißt es „… dazu wird die Koalition zeitnah weitere Maßnahmen auf den Weg bringen.“ Also es soll schon schnell gehen. Aber ich persönlich glaube nicht, dass zum Beispiel die 300 € noch vor Juli auf dem Konto sind. 

Jemanden vergessen?

Kommen wir erstmal zu einer sehr großen Bevölkerungsgruppe, die im Entlastungspaket nicht wirklich auftaucht. Es sind die Rentnerinnen und Rentner. Natürlich profitieren auch sie durch den Wegfall der Ökostrom-Zulage, von günstigerem Sprit und Nahverkehr. Aber das haben die anderen ja auch. Der einzig gute Punkt für die Personen im Ruhestand: Zum 1. Juli steigen die Renten. Und zwar um 5,35 % im alten Bundesgebiet und 6,12 % in den neuen Bundesländern. Das heißt, wer bisher 1.000 € Rente hatte, hat in der zweiten Jahreshälfte insgesamt mindestens 300 € mehr.
Auch Studierende sind nicht explizit erwähnt. Hier bleibt es also dabei: Wer BAföG bezieht, erhält einen Heizkostenzuschuss in Höhe von 230 €. Wer studiert – und sich selbst finanziert – geht leer aus. 

Wer profitiert mehr, wer weniger?

Und nun kommen wir zu einem Thema, das irgendwie immer ein Ärgernis ist. Die Einmalzahlung von 300 € auf dem Lohnkonto ist leider nicht netto – sondern brutto. Es gehen also Steuern davon ab. Mal ganz davon abgesehen, dass es dann noch mal sinnvoller ist, im Folgejahr eine Steuererklärung zu machen (am besten mit unserer Online-Steuererklärung smartsteuer). Bei Spitzenverdienern bleiben noch um die 180 € hängen, wer in den Bereich der Reichensteuer kommt, hat sogar noch weniger. Immerhin: Wer wenig verdient, hat auch weniger Abzüge bei den 300 €. Und so war das dann wohl auch gedacht: Denn durch die Besteuerung gibt es eine soziale Komponente. Besserverdiener erhalten weniger als Leute, die weniger verdienen.
Generell gilt bei Berücksichtigung aller Maßnahmen: Wer Kinder hat und/oder nicht das Hammergehalt, profitiert stärker als kinderlose Topverdiener:innen.

Unsere Meinung

Ganz klar, man kann es nicht allen recht machen. Und drei Parteien in der Koalition machen die Sache auch nicht unbedingt leichter. Aber als Paket – wenn es denn so und vor allem zeitnah umgesetzt wird – ist das ein relativ ausgewogenes und gutes Paket. Autofahrer werden für drei Monate entlastet, gleichzeitig wird der Umstieg in den ÖPNV zumindest finanziell so attraktiv gemacht wie nie. Und dann gibt es zusätzlich noch die verschiedenen Einmalbeträge.
Kritik gibt es aber auch: Dass die Rentnerinnen und Rentner quasi leer ausgehen, ist nicht fair. Denn dass deren Renten zufällig gerade jetzt deutlich steigen, hat ja nichts mit der Energiekrise zu tun. Zudem könnte man auch auf die Besteuerung der 300 € verzichten, so groß ist die soziale Komponente auch wieder nicht. Auch die dreimonatige Befristung bei Sprit und ÖPNV ist zumindest nicht bis zum Ende gedacht. Denn es ist kaum vorstellbar, dass danach alles „wieder in Ordnung“ ist. Und zu guter Letzt: Die 9 € im Monat beim Nahverkehr dürfte bei einigen Verkehrsbetrieben gerade wegen der Bestandskunden deutliche Mehrkosten verursachen. Vielleicht wäre es sogar wirtschaftlicher, wenn es für die 90 Tage gar kein Ticket braucht.

Bisherige Kommentare (Selber ein Kommentar hinterlassen)

  • Avatar Harald Baumann sagt:

    Unser momentan regierende Politiker sind doch nur noch Labertaschen und die absoluten Loser. Warum können die Energiekosten, zu Gunsten des Bürgers ab sofort nicht in Kraft gesetzt werden, auf muss sollen wir noch warten??

  • Avatar Angelika sagt:

    wer 1000 Euro rente hat bekommt 60 !!! Euro Rentenerhöhung im Osten und NICHT 300
    die Rentenerhöhung für kleine renten ist viel weniger für mich z.B. 35 Euro davon kann ich NICHTS bezahlen was teurer wird

  • Avatar Markus Lehnhäuser sagt:

    Was ist mit den Arbeitslosen und Arbeitslosen im Krankenstand, was bekommen die??

  • Avatar Jürgen Weiske sagt:

    Eine Sauerei das man die Rentner wieder vergessen hat

  • Avatar Greßler sagt:

    Wir sind ein Ehepaar und beide Rentner. Die 300 € Einmahlzahlung werden nicht an Rentner weitergereicht und selbst ihr Unternehmen versteckt sich hinter der faulen Argumentation der Politik, die der Auffassung ist, dass die im Juli 22 „vorgesehene Rentenerhöhung“ damit abgegolten wäre und den zu zahlenden 300 € an Arbeitnehmer gleichgesetzt werde. Das die Rentner aber im letzten Jahr mit einem beschämend geringen Rentenanstieg abgegolten wurden wird hier verschwiegen. Ich würde den Entscheidungsträgern für diese Ungerechtigkeiten mal empfehlen zu schauen wer an den „Suppenküchen“ ansteht, um zu überleben und wer den Wohlstand dieses Landes über Jahrzehnte geschaffen hat und mit ihren zu Unrecht abkassierten Steuern auf ihre Renten noch weiter für Wohlstand sorgen soll. Wer soll das noch verstehen?

  • Avatar doris sagt:

    Na ja, auch bei den Renten ist das Brutto. Und, die Abzüge zur KV? Und die Abzüge zur Pflege? Und dann kommt die Steuer!!

  • Avatar Jordan, Jacqueline sagt:

    Liebes Smartsteuer Team,

    Es ist ja alles schön und gut. Ein Tropfen auf dem heißen Stein. Gerade für diejenigen , welche sich nicht vom Amt aushalten lasse wollen und an der unteren Grenze verdienen, kompensiert das so gut wie nichts. Dann haben die jenigen vielleicht genau so viel pech wie ich , Kind mit ein paar cent zuviel, 1. Lehrjahr, aber kein Kindergeld mehr, d. h. Zuschuss neg- Pech gehabt. Und am Existenzminimum schwebt man trotzdem!!! Heizkostenzuschüsse bekommt man auch nicht, leider 2 Euro zuviel.
    Ich will wirklich nicht unverschämt klingen, aber Langzeitarbeitslosen ( viele seit 1989/90) bekommen immer mehr Förderung für den „menschenunwürtigen“ Regelsatz ?! Wieviele Rentner die gepuckelt und geschuftet haben (45 Jahre) bekommen so gut wie keine Rente, diese sitzen nicht beim Amt, nein die gehen mir 75 und älter Arbeiten. Aber die armen Langzeitarbeitslosen… Studierende die sich das Studium selbst erarbeiten müssen, gehen leer aus, ist für mich nicht nachvollziehbar und nicht gut gedacht. Ja einige werden sagen was braucht der Rentner Sprit und ein Bahm Ticket ect.? Chronisch Kranke müssen Arzttermine wahrnehmen, bezahlt keiner! Und ganz zu Schweigen von den jenigen die ehrlicher Arbeit nachgehen und 1500,00 bis 2300,00 Euro Brutto verdienen, auf das Auto angewiesen sind, Bahnverkehr ständig ausfällt bis gar nicht fährt und nach den ganzen Abzügen fast nichts bleibt, was ist mit denen ? Ja es ist ein guter Ansatz im Grundgedanken, aber Nutznießer sind doch nicht wirklich die Menschen die es wirklich betrifft und wirklich benötigen. Ja es ist auch immer ein guter Schlusssatz “ holt man sich mit der Einkommenssteuererklärung“ , dies gelingt leider auch nicht immer, was ich nicht hab, kann ich nicht absetzen.
    Ja es hilft im ersten Moment, aber besser bzw. bei normal und schmal gehalten Leben, geht es mir persönlich durch diese Hilfen nicht. Heißt nicht, dass man sie nicht dankend annimmt. Und ich denke, es denken einige so nur sagt es keiner. Arbeitslose über Jahrzehnte hinweg bekommen in meinen Augen genug , wer mehr möchte muss es tun wie Rentner oder Berufstätige ARBEITEN! Es wird dem Teil der Bevölkerung mit wenig Rente und Einkommen auch nicht von staatlicher Seite das Gehalt erhöht. Der Lohn zum Schluss ist ja sowieso die Mindestrente, für so gut wie nichts einzahlen ins Rentensystem, gibt genug Dumme die arbeiten gehen.
    HIERBEI GEHT ES NICHT UM DIEJENIGEN , WELCHE AUS GESUNDHEITLICHEN GRÜNDEN ABSOLUT NICHT IN DER LAGE SIND EINER TÄTIGKEIT NACHZUGEHEN. SELBST DIESE VERSUCHEN ES TROTZDEM ZU ARBEITEN- MEIN RESPEKT AN ALL DIESE LEUTE
    Das ist die eigentliche Realität und nicht diese laut Statisken mit einem Durchschnittsgehalt von 250ü,00 Euro oder Höher und 2 Kinder. Das ist kein Maßstab

    Mir geht es zwar nicht besser, aber es muss auch mal klar kommuniziert werden.

  • Avatar Wolfgang Stemmler sagt:

    Was ist mit den Minijobern? Da diese meist nicht nach einer Steuerklasse (1 – 5) sondern pauschal versteuert werden scheinen die mal wieder leer auszugehen.
    Ist das gerecht?

  • Avatar NIMIKSED sagt:

    Sind vor Grundgesetz nicht alle gleich, einige bekommen 2 mal Energiepauschale, egal wieviel sie verdienen, andere z.B. welche beziehen sowieso Mindesbetriebsrente wegen Krankheit bleiben bei NULL. Aber gleichzeitig Empfänger von Bürgergeld, viele von ihnen kennen und wollen sowieso nicht wissen, was ist das Wechseldienst, mit aufstehen 2 Uhr Nacht und dann noch fahren zu Arbeit 40-50km eine Strecke, bekommen alles bezahlt und noch über 500€ quasi Taschengeld
    Danke, unsere Regierung!!!!


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