27.10.2020 · Selbstständige · smart steuern ·
Lesezeit: 3 Min.

Star-YouTuber droht fette Steuernachzahlung

Kennen Sie MontanaBlack? Nein? Dann sind Sie vermutlich wie ich über 30. Doch jetzt weckte der bekannteste YouTuber Deutschlands dann doch mein Interesse. Weil er mit einer fetten Steuernachzahlung rechnen muss. Mehr als – und jetzt festhalten – 100.000 Euro. Ja, Sie haben richtig gelesen. Schnell ratterte es bei mir im Kopf. Der scheint ja richtig, richtig gut zu verdienen, bei einer sechsstelligen Steuernachzahlung. Wie so was passieren kann und wie auch „normale“ selbstständige Steuerzahler solche bösen Überraschungen vermeiden können – Sie erfahren es hier.

Gleich vorab, unser Hinweis in eigener Sache: Vor zwei Wochen hatten wir hier im Blog den Artikel „Müssen Influencer Steuern zahlen?“. Ja, war die Antwort. Und MontanaBlack – als Influencer – liefert hier doch gleich noch ein gutes Beispiel…

Wie kam MontanaBlack zu Reichtum?

MontanaBlack heißt bürgerlich übrigens Marcel Eris und ist 1988 in Buxtehude geboren. Irgendwann entdeckte er YouTube für sich und produzierte vor allem Videos über Spiele wie Fortnite, FIFA und Call of Duty. Mittlerweile hat er dort knapp 2,7 Millionen Abonnenten. Auf dem angesagten Live-Streaming-Portal Twitch sind es sogar fast 3 Millionen Follower. Nicht zu vergessen schließlich seine 2,7 Millionen Follower auf Instagram, wo er aber eher sporadisch aktiv ist. Von solchen Reichweiten träumen mittlerweile die meisten TV-Sender. Wer so eine große Gefolgschaft hat, kann davon gut leben. Soweit bekannt. Doch wie viel es ist, hat mich dann doch überrascht. Und damit meine ich nicht, was sich MontanaBlack alles schon geleistet hat (Mercedes-AMG S-Klasse, Lamborghini Performante, neues Haus) – sondern die Höhe der Steuernachzahlung. 

Woher wissen wir von der Steuernachzahlung?

Nun, das hat MontanaBlack selbst auf Twitter in die Wege geleitet. „Jedes mal wieder zum kotzen“ heißt es da mit drei Bildchen garniert, auf einem steht die Summe von 121.831,68 Euro. Interessant daran ist das Wörtchen „wieder“ – Steuernachzahlungen scheinen kein Fremdwort zu sein für Marcel Eris. Schon Ende 2018 ließ er seine Abonnenten auf YouTube mal in seine „Zahlen“ schauen. Rund 72.000 Euro Umsatz hatte er da allein im Dezember auf YouTube. Und er merkte auch gleich an, dass davon allein 50 Prozent an Steuern weggehen würden. Stimmt natürlich nicht ganz, aber er wusste offenbar auch schon damals, was Steuern sind.

Wie kann so etwas passieren?

Nun, kurz gesagt gibt es dafür zwei Voraussetzungen: Man muss sehr viel verdient haben und hat offenbar zu wenig Einkommensteuervorauszahlungen geleistet. Was soll das denn nun wieder sein, fragen sich jetzt sicher einige.
Wer selbstständig ist, zahlt anders als Angestellte keine Lohnsteuer, die automatisch vom Gehalt abgezogen und ans Finanzamt überwiesen wird. Selbstständige leisten stattdessen meist vierteljährlich Einkommensteuervorauszahlungen. Die Höhe orientiert sich dabei am letzten Steuerbescheid. Vereinfacht gesagt: Musste man für das letztes abgeschlossene Steuerjahr zum Beispiel 60.000 Euro Steuern zahlen, dürfte die Vorauszahlung bei 15.000 Euro liegen, macht bei vierteljährlicher Zahlung auch wieder 60.000 Euro im Jahr.
Nun kann folgendes passieren: Die Geschäfte entwickeln sich deutlich besser als im Vorjahr. Der Gewinn steigt deutlich (und damit auch die zu zahlenden Steuern) – die Steuervorauszahlungen bleiben aber in der Höhe, die für das Vorjahr gepasst hätte. Das Ende vom Lied: Am Ende reichen die Steuervorauszahlungen von 60.000 Euro nicht im Ansatz aus, denn laut Steuerbescheid sind für das Jahr zum Beispiel 90.000 Euro an Steuern zu zahlen. Es droht also in diesem Beispiel eine Steuernachzahlung von 30.000 Euro.

Lässt sich eine große Steuernachzahlung verhindern?

Man kommt als Selbstständiger zwar nicht dran vorbei, die Steuern zu zahlen. Es ist aber durchaus möglich, eine große Nachzahlung zu vermeiden. Und das sogar recht einfach. Wenn Sie merken, dass Ihre Geschäfte deutlich besser laufen als zuvor, können Sie mit dem Finanzamt freiwillig höhere Einkommensteuervorauszahlungen vereinbaren.
Bleiben wir beim obigen Beispiel: Im ersten Quartal haben Sie 15.000 Euro Vorauszahlung geleistet. Schon da merken Sie, dass das Geschäft so richtig brummt und Ihre Auftragsbücher bis Jahresende voll sind. Dann vereinbaren Sie mit dem Finanzamt, dass Sie freiwillig für das zweite, dritte und vierte Quartal mehr vorauszahlen, und zwar jeweils 25.000 Euro. Damit hätten Sie insgesamt 90.000 Euro vorausgezahlt, was genau der Summe im Steuerbescheid entspricht. Eine Steuernachzahlung gibt es dann nicht.

Nur zur Sicherheit: Wenn Sie Angestellter sind, dürfte Ihnen in der Regel eine richtig große Steuernachzahlung erspart bleiben. Die monatlich abgeführte Lohnsteuer ist so berechnet, dass das bei durchgängiger Beschäftigung ganz gut aufs Jahr passt. Es sei denn, Sie haben noch andere Einnahmequellen. Wenn Sie also zum Beispiel ein Millionenerbe antreten, dürften Sie ordentlich Steuern nachzahlen müssen. Aber das Geld dafür haben Sie dann ja…


Kommentar schreiben (* Pflichtfelder)