22.01.2019 · Arbeitnehmer · smart leben ·
Lesezeit: 3 Min.

Zahlen Sie gern Steuern?

Es gibt ja den Spruch, dass es keine blöden Fragen gibt – nur blöde Antworten. Aber seien wir mal ehrlich: Die Frage in der Überschrift ist – zumindest auf den ersten Blick – schon hart an der Grenze. Denn auf die pure Frage ohne jeden Zusammenhang kann die Antwort eigentlich nur „Nein, natürlich nicht!“ lauten. Und doch titelten Anfang des Jahres viele großen Medien von Spiegel über FAZ  bis zur Süddeutschen „Deutsche zahlen gern Steuern“. Wie sie darauf gekommen sind und warum der Finanzminister Scholz von den Deutschen wissen will, ob Sie zu viel Steuern zahlen – Sie lesen es bei uns hier im Blog. Und am Ende wollen wir dann noch etwas von Ihnen wissen…

Eine Studie mit überraschenden Ergebnissen

Liest man die Artikel, die in der Regel auf einer Meldung der Nachrichtenagentur dpa beruhen, dann sind die Deutschen eher bereit als die Menschen in anderen Ländern, für gute Ziele Steuern zu bezahlen. Auf einer Skala von 1 (geringe Akzeptanz) bis 10 (große Akzeptanz) lag Deutschland mit einem Wert von 7,0 ganz vorn. Kambodscha (6,7) und Österreich (6,4) folgten unter den 14 aufgelisteten Ländern bei der Vorstellung der Studie des Basel Institute of Commons and Economics – veröffentlicht von der UNO. Klingt überraschend, doch es bleiben auch Fragen. Auf jeden Fall schon mal diese drei:

  • Warum nur 14 Länder? – Die ausführlichen Ergebnisse von mehr als 140 Ländern sollen erst im März folgen.
  • Was sind gute Ziele? – Das haben wir jetzt so genannt. Es geht um die sogenannten 17 SDGs – die Sustainable Development Goals oder auf Deutsch die „Ziele für eine nachhaltige Entwicklung“. Dazu gehören unter anderem die Bekämpfung von Armut, gesundes Leben, Bildung für alle, nachhaltige Energie, Bekämpfung des Klimawandels, nachhaltiger Konsum und natürlich der Frieden an sich.
  • Was wurde eigentlich genau gefragt? – Nun, es ging nicht darum, ob die Deutschen ganz allgemein gern Steuern zahlen. Die Frage war sinngemäß: Werden die Menschen Steuern und Beiträge zur Finanzierung öffentlicher Güter akzeptieren? Es wurde also nicht gefragt, ob man selbst mehr oder weniger gern bereit ist, Steuern für gute Ziele zu zahlen. Sondern, ob man denkt, dass die Deutschen dazu bereit wären. Ist schon ein Unterschied, aber seien wir ehrlich: Bei einer solchen Frage denkt man doch zuerst an sich selbst und gibt in der Regel dann eben doch seine persönliche Bewertung ab.

Zusammengefasst lässt sich die Aussage „Deutsche zahlen gern Steuern“ halten, wenn man sie um zwei Punkte ergänzt. Wenn Sie für einen guten Zweck eingesetzt werden und natürlich nur im Vergleich zu anderen Ländern.

Olaf Scholz will’s wissen

Der Bundesfinanzminister von der SPD trug sich offenbar mit einem ähnlichen Gedanken. Denn ebenfalls Anfang des Jahres berichtete die Bild-Zeitung, dass sein Ministerium gerade eine Umfrage unter 2.500 Deutschen plant. Die wichtigste Frage darin, so die Bild: „Finden Sie, dass Sie zu viel Steuern zahlen?“ So solle Scholz ein umfassendes Bild über die Akzeptanz der verschiedenen Steuern und Abgaben erhalten. Gefragt werden soll unter anderem auch nach der eigenen finanziellen Situation und den Erwartungen an den Staat in Sachen Steuern.

Jetzt sind Sie gefragt

Da sind wir schon mal mächtig gespannt, was da rauskommt. Wenn ich ganz ehrlich bin: Ich zahle zwar nicht gern Steuern – und es könnten auch durchaus ein paar Euro weniger sein. Aber prinzipiell sehe ich ein, dass unser Gemeinwesen ohne oder deutlich weniger Steuern nicht funktionieren würde. Viele Sachen sind einfach selbstverständlich (geworden), für die der Staat ganz selbstverständlich die Verantwortung (und die Kosten) übernimmt: Kitas, Schulen, Universitäten, Polizei, Recht, Verteidigung, Verkehr und vieles mehr.

Mit diesem Gedanken im Hinterkopf kommt jetzt unsere Frage: Wie gern zahlen Sie Steuern? Von 1 (überhaupt nicht gern) bis 10 (total gern). Geben Sie uns einfach hier im Blog oder auf unserer Facebook-Seite Ihre Einschätzung. Vielen Dank fürs Mitmachen.

 

Geschrieben von:
Björn Waide Niemals hätte Björn während seines Informatik-Studiums gedacht, dass Steuerthemen so spannend sein können. Nun ist er Geschäftsführer der smartsteuer GmbH und völlig begeistert von der Online Steuererklärung. Dabei setzt Björn in Diskussionen immer die Kundenbrille auf.
Mach Dein Insiderwissen zu Geld!
Steuererklärung starten

LETZTE BEITRÄGE

Bisherige Kommentare (Selber ein Kommentar hinterlassen)

  • Sehr geehrter Waide! Vielen dank für Ihren Kommentar, in dem zumindest einmal die tatsächlich gestellte Frage erwähnt wird. Wir haben ihn auch unter „Medien“ auf commons.ch verlinkt.
    Sie vermuten nun:
    „Ist schon ein Unterschied, aber seien wir ehrlich: Bei einer solchen Frage denkt man doch zuerst an sich selbst und gibt in der Regel dann eben doch seine persönliche Bewertung ab.“

    Das ist eben der Unterschied zwischen ausgefeilten wissenschaftlichen Methoden und dem common sense. Nein, ausgerechnet an dem Tag, als WELT, Tagesspiegel und andere ihre Kommentare veröffentlichten, wonach niemand gerne Steuern zahle, bewerteten die deutschen Teilnehmer wiederum die Bereitschaft zum Steuern zahlen mit 7.0
    Man muss schon blödsinnige Suggestivfragen und binäre Fragen stellen, um zu einem anderen Ergebnis zu kommen.
    Unsere Fragen sind klug und haben eine sehr geringe Standardabweichung. Wenn jeder „seine persönliche“ Bewertung abgäbe, dann wäre die Standardabweichung viel höher.
    Es bleibt also den zahlreichen Steuerkritikern nichts übrig, als an der bemerkenswerten deutschen Steuersolidarität zu zweifeln.
    Dabei würde das nichts nützen, denn auch die Änderung von Verhältnissen erfordert zunächst gesellschaftliche Solidarität.
    Insofern sollten sich Kritiker des Systems freuen, dass es überhaupt noch Solidarität gibt.

  • Avatar Juliana Rosenfelder sagt:

    Ich habe mein ganzes Leben lang immer meine Steuern bezahlt und finde es in einer solidarischen Gesellschaft auch gut.Dann sollten es aber alle tun .was ich nicht gut finde das ich jetzt als Rentner auch wieder Steuern zahlen muss obwohl es alles schon mal versteuert wurde!Des weiteren sollten alle dabei solidarisch sein also auch Beamte Politiker Selbstständig u.s.w. und sich nicht arm rechnen können!!!

  • Avatar Rene sagt:

    Na klar…

    Frage nie deinen Friseur, ob du einen neuen Haarschnitt brauchst…

  • Avatar Oliver Barthels sagt:

    Bereitschaft Steuern zu zahlen ist derzeit noch ungefähr 6. Allerdings unter der Vorrausetzung das damit was Sinnvolles bewirkt wird, und das kann man von vielen Projekten wie dem Dieselfahrverbot (wo der Bund z.B. automatische Erkennungsanlagen bezahlen will), der geplanten (hysterischen) Abschaltung von KKW und Kohle-KW oder vielen zweifelhaften EU-Projekten nicht behaupten. Dementsprechend geht meine Tendenz langsam aber stetig Richtung 1.

  • Björn Waide Björn Waide sagt:

    Sehr geehrter Dr. Dill, vielen Dank für Ihren Kommentar hier auf unserem Blog und dass Sie sich die Zeit nehmen, die Reaktionen auf Ihre Studie persönlich zu beantworten. Vorab: Ich persönlich und auch niemand sonst bei smartsteuer stellt grundsätzlich in Zweifel, dass Steuern an sich und unser deutsches Steuersystem im Speziellen zum Erhalt unseres Gemeinwesens notwendig sind. Die, die wir viel Steuern zahlen, sind uns des Privilegs bewusst, dass darin besteht, nur bei gutem Einkommen auch entsprechend hohe Steuern zahlen zu müssen.
    Gleichwohl ist die pure Existenz eines Angebots wie smartsteuer allein ein Zeichen einer Dysbalance. Noch deutlicher wird dies, wenn Sie einmal die vielfältigen Kommentare auf unserem Facebook-Post zum gleichen Thema aufmerksam lesen. Bei aller in Ihrer Studie nachgewiesenen grundsätzlichen Akzeptanz von Steuern macht es dann doch jenseits aller spitzfindigen wissenschaftlichen Methoden einen entscheidenden Unterschied, ob jeder einzelne Bürger auch das subjektiv empfundene Gefühl einer gerechten Verteilung dieser Steuerlast verspürt. Und hier zeigt sich nicht nur beim „common sense“ und einem Blick in die Kommentarspalten ein anderes Bild. Perception is reality. Wenn internationale Konzerne ihre Steuerlast fast auf Null fahren können, wenn Fußballstars ihre Millionen am Fiskus vorbei schleusen und vor Gericht billiger davon kommen, als wenn sie regulär Steuern gezahlt hätten und wenn nicht zuletzt die Besserverdienenden dank teurer Expertenhilfe jedes legale Steuerschlupfloch ausnutzen, der normale Bürger aber jährlich hunderte Millionen zuviel gezahlter Steuern wegen des zu komplexen Steuerrechts gar nicht erst zurückholt, dann existiert eine tatsächliche Schieflage. Insofern ist die von Bundesfinanzminister Scholz angestoßene vertiefende Studie zu der Frage, ob die individuelle Steuerlast als gerecht empfunden wird, eine sinnvolle Ergänzung Ihrer Erhebung. Wir werden auch darüber in unserem Blog berichten und sind sehr gespannt auf die Ergebnisse.

    Mit freundlichen Grüßen

    Björn Waide
    Geschäftsführer smartsteuer

  • Avatar Carsten Kettner sagt:

    Man sollte vielleicht beide Seiten betrachten. Nicht nur, ob Steuern für den Zusammenhalt und die Daseinsfürsorge der Gemeinschaft notwendig sind und daher akzeptiert sind, sondern auch, ob die Steuergelder verantwortungsvoll ausgegeben werden.
    Und hier wird es interessant, selbst wenn man sich von der persönlichen Metaebene wegbewegt. Es geht nicht nur um Steuer-Einnahmegerechtigkeit, sondern auch um Steuer-Ausgaben-Ausgewogenheit.

    Wenn der Staat bei steigenden Steuereinnahmen immer unersättlicher wird, muss auf die Ausgaben geschaut werden, und dann offenbart sich sicherlich sehr schnell, dass viel unsolidarische Selbstbedienung aus dem Steuertopf stattfindet, und ich als Steuerzahler habe durchaus das Recht zu hinterfragen, was mit den Steuergeldern gemacht wird (eigentlich will ich das gar nicht so ganz genau wissen, sonst bin ich wieder höchst benunruhigt).

  • Avatar Claus Bachmann sagt:

    Ja, eine innere Bereitschaft zur Steuereintrichtung ist noch bei 5, Tendenz Richtung 4 aber schon sehr deutlich, auch die 3 würde ich für mich nicht mehr kategorisch ausschließen…

    Die auch weiter oben schon gut beschriebenen Disparitäten bei den Steuerlasten und teils doch enorme Verbrennung von Steuereinnahmen lassen keine positiven Motivationen Richtung 6 etc. zu.

    Gerade bei Altersrenten, oder gar Betriebsrenten, v. a. dann bei Kapitalabfindung bei letzteren geht die Steuerlast wie mit einem Katapult nach oben.

    Zumal bei Betriebsrenten noch die Krankenkassen und die Pflegekasse in besonderem Maße bedient werden müssen; schon für die beiden letzten fließt etwa ein Fünftel ab. Viel Werbung von politischer Seite erst und dann diese nette Idee aus den Jahren 2003/04 aus dem Hause Ulla S. – das war doch eine aufrechte Sozialdemokratin ?

    Wahrhaft strange manche Dinge für Rentnerinnen und Rentner. Oder erwartet man dafür noch wohlwollende Beifallsbekundungen

  • Avatar Rafael Bär sagt:

    Ich stimme jedem bisherigen Kommentar überwiegend zu. Selbstverständlich würde ich gerne selbst bestimmen können für was die (mindestens von mir gezahlten) Steuern ausgegeben werden. Das ist aber unmöglich in einer so großen Gesellschaft, daher bleibt mir nur die Hoffnung, dass unsere Vertreter verantwortungsvoll mit unseren Steuern umgehen. Hier liegt die Crux, dass es genau darüber Millionen von verschiedenen Meinungen und Ansichten gibt, was verantwortungsvoll (gerecht, sinnvoll usw.) ist. Allerdings bin ich überzeugt, dass es auch Sachverhalte gibt bei denen es eine Übereinstimmungsquote von mindestens 99% der Steuerzahler zu verzeichnen gäbe. Als ein Beispiel nenne ich hier den unerträglichen Skandal der Cum-Ex oder Cum-Cum Geschäfte . Mit Milliarden Steuergeldern wurden viele Banken gerettet und zum Dank nutzen sie (für sich und ihre reichsten Kunden), mindestens moralisch völlig verwerflich, Schlupflöscher aus oder, noch schlimmer, betrügen sogar die vorher rettende Hand um zig Milliarden. Ähnlich schlimm ist es natürlich, dass unsere Vertreter dies überhaupt ermöglicht bzw. nach ersten Hinweisen nicht umgehend unterbunden haben. Auch auf der Einnahmenseite gäbe es sicher solch hohe Übereinstimmungsquoten von Meinungen, hier sind z.B. die Weltkonzerne (Amazon usw.) zu nennen, die mit „wenigen“ Millionen Beratungskosten, Milliarden an Steuern der Gemeinschaft vorenthalten. Auch hier sind selbstverständlich die „Verantwortlichen“ (Vertreter), welche dies zulassen oder ermöglichen, schuldig zu sprechen. Unsere Vertreter müssten doch dafür sorgen können bzw. hätten auch schon in der Vergangenheit dafür sorgen müssen, dass Gewinne, welche in unserem Land erwirtschaftet werden auch hier angemessen verteuert werden. Tja, es fällt schon schwer gerne Steuern zu zahlen und nicht (kaum, ….ein wenig über Wahlen) mitbestimmen zu können, wofür das Geld ausgegeben wird! Darum, wenn die Betonung auf „gerne“ liegt, eine zwei, wenn die Betonung auf „muss wohl sein“ liegt, eine acht.

  • Da die Steuerzahler eben gar nichts über Steuern wissen – zur Freude der Steuerberater und insbesondere jener, die keine Steuern bezahlen – beschränkt sich ihr Engagement auf die Kritik von bestimmten Staatsausgaben.

    Ich habe einmal versucht, den Bund der Steuerzahler für die größte Subvention Deutschlands, nämlich den Zuschuss des Bundes zur gesetzlichen Rentenversicherung von damals 80 Milliarden Euro im Jahr zu interessieren.

    Der Bund erklärte, dies sei keine Steuerverschwendung. Und auch bei Ihnen hier wird das nie auftauchen.

    Privilegien bleiben Privilegien. 80 Milliarden Zusatzeinnahmen für Wohlhabende, die nicht in die gesetzliche Kasse einzahlen.

    Bei uns am Starnberger See sind viele (etwa 2500) ganz von der Steuer befreit. Auch in unserer Privatschule zahlen sie nur den Mindestbetrag.

    Wie das?

    Sowohl das Finanzamt wie die Schule interessieren sich nur für das Einkommen. Und wenn man reich ist, braucht man kein Einkommen.

    Ich habe vergeblich versucht, dies Politikern und Journalisten zu erklären. Diese glauben noch immer, Reiche würde man am hohen Einkommen erkennen.

    Unsere Reichen schweigen – und lächeln. Was können sie dafür, dass die Regeln so sind?

    Und einen Steuerberater brauchen sie auch nicht, denn ‚Steuern sparen‘ müssen nur jene Armen in München, denen nach Abzug von Sozialabgaben, Steuern, Soli, Kirchensteuer, Pflegeversicherung, Kfz, Fahrtkosten, Zahn-Zusatzversicherung, Schulgeld in der Waldorfschule, Rundfunkbeitrag, Internet, 4 Monatskarten, 4 Handyverträge, und 3000 Euro Miete im Monat von 160.000 Euro brutto für eine vierköpfige Familie noch 1900 Euro im Monat zum Leben bleiben.

  • Avatar Gerd Petersen sagt:

    Ich zahle nicht gern Steuern!

  • Avatar Dr. Egon Boenkendorf sagt:

    Über Steuern zu philosophieren ist meist unbefriedigend, zeigt doch die bisherige gesellschaftliche Entwicklung nur eine Tendenz, wie kommt der Staat zu möglichst hohen Steuereinnahmen. Dabei wurden schon immer bestimmte Schichten geschont und die anderen mußten dafür bluten. Die Methoden haben sich nur verfeinert,


Kommentar schreiben (* Pflichtfelder)