21.08.2019 · Arbeitnehmer · smart steuern ·
Lesezeit: 3 Min.

Superreich – und auch supercool?!

Natürlich ist immer ein bisschen Neid dabei, wenn man auf die Superreichen dieser Welt schaut. Aber gar nicht so selten ist es auch purer Ärger. Denn wie so oft haben wir von Geschichten gehört, in denen die Multimillionäre und Milliardäre dieser Welt alles tun, um ja keinen Cent zu viel an Steuern zu zahlen. Legal, halblegal und manchmal sogar illegal. Dabei könnte es ihnen doch ganz egal sein, bei dem Haufen Kohle, den sie haben.

Sollte sich da gerade was ändern? In den USA hat jedenfalls eine Gruppe Reiche höhere Steuern für sich selbst gefordert. Das passiert in dieser Form in Deutschland schon eher selten. Aber warum machen die das? Und was sagt die Politik? Seien Sie gespannt.

Offener Brief – Besteuert uns stärker

Rund 20 Superreiche haben in USA höhere Steuern für die reichsten 0,1 Prozent US-Amerikaner gefordert. Angesprochen haben Sie direkt die Politiker, die als Präsidentschaftskandidaten für die Wahlen im November 2020 im Rennen sind – und die diese Forderung in ihren Wahlkampf einbringen sollten.
Zu den Unterzeichnern gehören der weltbekannte Investor George Soros, Facebook-Mitbegründer Chris Hughes, Erben von Walt Disney und die Besitzer der Hotelkette Hyatt.
Über die Verwendung des Gelds sind die Reichen recht offen. Kampf gegen den Klimawandel, Stärkung der Wirtschaft, Förderung der Chancengleichheit und der demokratischen Freiheit – alles sei möglich. Sie regen sich zum Beispiel darüber auf, dass der Großinvestor Warren Buffet nach seinen Angaben einen geringeren Steuersatz hat als seine Sekretärin.
Generell würden sie Präsidentschaftsbewerber unterstützen, die höhere Steuern für Superreiche fordern.

Chancenreiche Kandidatin – trotz Reichensteuer

Das alles klingt ja dann doch irgendwie komisch. Denn gegen die Reichen ist bisher noch nie jemand US-Präsident geworden. Vielleicht ändert sich das ja doch. Mit Elizabeth Warren. Die demokratische Senatorin hat ihren Hut ins Rennen geworfen – und will tatsächlich die reichsten US-Amerikaner stärker besteuern. Wer mehr als 50 Millionen Dollar Vermögen hat (egal in welcher Form), soll pro Jahr 2 Prozent davon als Vermögensteuer zahlen. Wer sogar mehr als eine Milliarde Dollar hat, sogar 3 Prozent. Das finden die oben genannten Unterzeichner des Briefs richtig gut. Und überraschenderweise auch eine Mehrheit der Bevölkerung (61 Prozent). Selbst bei den Anhängern der Republikaner sind es 50 Prozent, bei den Demokraten gar 74 Prozent.

Und um wie viel Geld geht es? Wissenschaftler sprechen von rund 75.000 betroffenen Haushalten in den USA (das sind sogar weniger als 0,1 Prozent) – die innerhalb von zehn Jahren rund 2,75 Billionen Dollar zahlen würden. Und damit ließen sich viele gute Sachen für die Allgemeinheit finanzieren.

Die Aussichten – unsere Einschätzung

Nun, die Zeiten in den USA haben sich geändert. Auf einen (erstmals) schwarzen Präsidenten folgte nicht etwa die erste Präsidentin – sondern Donald Trump. Der mit seiner ihm eigenen Art dafür sorgt, dass das Land gespaltener denn je ist. Vielleicht tatsächlich die Chance für eine eher linke Demokratin mit einer Superreichensteuer im Gepäck.
Aber gemach, gemach: Selbst wenn Elizabeth Warren im Moment ganz gut im Rennen liegt, ist es ein langer Weg bis zu den eigentlichen Präsidentschaftswahlen und dann ins Weiße Haus. Interessant sind die Senatorin und ihr Modell allemal.

Auch für Deutschland? Eher nicht. Hier traut sich die Politik nicht, ein solch heißes Eisen anzupacken. Wenn man den Steuervorschlag in den USA auf unser Land übersetzt, wären hier tatsächlich nur rund 20.000 Haushalte von der Superreichensteuer betroffen. Aber das wäre quasi die Wiedereinführung einer Vermögensteuer, an die sich weite Teile der Politik nicht ran trauen. Vor allem wohl deshalb, weil dann viele Vermögende ihren Reichtum und sich selbst außer Landes bringen würden. Und dann überhaupt keine Steuern mehr zu holen sind. So bleibt es wohl in Deutschland bei der Tatsache, dass vor allem ehrliche Arbeit besteuert wird. Vermögen gar nicht – Erbschaften und Schenkungen hingegen kaum.

Geschrieben von:
Stefan Heine Stefan versteht als Fachanwalt für Steuerrecht selbst die Gesetze, die ihre eigenen Autoren verzweifeln lassen. Dabei widerlegt er das Gerücht, Juristen könnten nicht rechnen – zur Freude unserer Kunden und zum Ärger des Finanzamtes. Als Geschäftsführer von smartsteuer hält Stefan das Team mit seiner harmonischen Art zusammen und fokussiert es auf das gemeinsame Ziel: Die einfachste Steuererklärung. Stefan wird regelmäßig als Steuer-Experte von Handelsblatt, WiWo, bild.de oder diversen Regionalmedien herangezogen
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Bisherige Kommentare (Selber ein Kommentar hinterlassen)

  • Avatar mathias sagt:

    Moin,
    Den Hut wirft man in den Ring (um zu zeigen das man am Kampf teilnehmen will) aber nicht ins Rennen.

    Gruß
    M.

  • Avatar Ingrid Beier sagt:

    Vermögenssteuer ist schon deswegen schwierig, weil die Vermögen nicht genau erfasst sind und der administrative Aufwand ziemlich hoch.
    Gegenvorschlag: Sozialabgaben auf Einkommen aus Vermögen ( evtl. Rentenabgaben und Pflege?) ab einem fest zu legenden Betrag – würde auch einige Probleme lösen.


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